Piero della Francesca, Madonna der Geburt, Monterchi

Fraternität vom heiligen Joseph. Adventsexerzitien

Aufzeichnungen von der Einführung und der Homilie von Julián Carrón bei den Adventsexerzitien der Fraternität vom heiligen Joseph*. Pacengo (VE), Freitag 29. November 2019
Julián Carrón

Wer von uns hat sich während der Teilnahme am Eröffnungstag nicht gewünscht, von Christus gleichsam magnetisch ganz angezogen zu werden? Ich denke, dass zu Beginn dieses unseres Gestus es nichts Dringenderes für jeden von uns gibt, als dass dieses leidenschaftliche Gepacktwerden unseres Ichs sich von Neuem ereignen möge. Aber das können wir nicht selbst hervorbringen, dieses ganz Gepacktsein ist nicht Frucht unseres Bemühens oder unseres Erfolgs. Es ist etwas, das sich ereignen muss; es erfordert sehr wohl unsere Verfügbarkeit, aber dass es sich ereignet, ist eine Gnade. Je mehr wir es uns wünschen, desto intensiver erbitten wir es vom Heiligen Geist. Denn der Heilige Geist ist es, der Christus so sehr in unser Ich eindringen lässt, dass Er wahrhaftig unser eigen wird. Nur der Heilige Geist kann Ihn bis in die Mitte unseres Herzens eindringen lassen.

Komm, Heiliger Geist

Canzone degli occhi e del cuore (Lied von den Augen und dem Herzen)

Guten Abend euch allen. Ich freue mich, zu Beginn dieser Adventsexerzitien hier bei euch zu sein, um gemeinsam die Dinge anzuschauen, die uns am meisten am Herzen liegen. Und was liegt uns am meisten am Herzen? In der Adventszeit – die am Sonntag beginnen wird -, liegt der Kirche am meisten die Erwartung am Herzen. Wir erwarten! Mit dieser Erwartung wollen wir uns auf das Factum Christi, auf Weihnachten, vorbereiten. Jedes Jahr muss ich zu Beginn der Adventszeit daran denken, dass dieses Erwarten nicht selbstverständlich ist. Wie viele gibt es tatsächlich, die nicht erwarten? Für so viele gibt es nichts zu erwarten. Dass wir erwarten, ist also nicht selbstverständlich. Deshalb muss sich jeder von uns fragen: „Warum warten wir? Warum ist unser Leben voller Erwartung und ganz Wunsch?“ Sicherlich nicht, weil wir besser wären als die anderen. Fragen wir uns also: „Wer gibt uns diesen Wunsch, wer erweckt in uns diese Fähigkeit zu erwarten?“ ...

*Fratenität vom heiligen Joseph