Eine neue Schöpfung, die aus der Taufe hervorgeht
Beitrag von Don Giussani zur Bischofssynode über die Laien (Rom, 9. Oktober 1987, veröffentlicht in L. Giussani, L’avvenimento cristiano, Biblioteca Universale Rizzoli, Mailand 2003, S. 23-24)Es würde mir noch schwerer fallen, an dieser Stelle das Wort zu ergreifen, wenn das Thema der Synode nicht in erster Linie etwas beträfe, das auch ich mit den hier anwesenden Laien gemein habe, nämlich die Taufe.
Was ist das Christentum, wenn nicht das Ereignis eines neuen Menschen, der kraft seiner Natur ein neuer Protagonist auf der Bühne der Welt wird? Beim Christsein geht es zuallererst um die Frage, ob sich auch für die Laien jene neue Schöpfung ereignet, von der der heilige Paulus spricht. Einem derartigen Menschen werden dann vielfältige Aufgaben und Tätigkeiten anvertraut. Doch dies ist gegenüber dem erstgenannten Punkt letztlich sekundär.
Der Inhalt jeglicher christlichen Anstrengung kommt in folgendem Gebet Jesu zum Ausdruck: «Vater, die Stunde ist da. Verherrliche deinen Sohn» (Joh 17, 1).
Der Mensch von heute hat mehr Betätigungs- und Gestaltungsmöglichkeiten als jemals zuvor in der Geschichte. Andererseits hat er große Mühe, Christus als klare und sichere Antwort hinsichtlich der Bedeutung dieser seiner Fähigkeiten wahrzunehmen. Die verschiedenen Institutionen bieten selten eine lebendige Antwort hierauf an. Es mangelt nicht so sehr an der verbalen oder kulturellen Wiederholung der Verkündigung. Der Mensch von heute wartet, vielleicht unbewusst, darauf, Personen zu begegnen, für die das Faktum Christi als Wirklichkeit derart gegenwärtig ist, dass ihr Leben sich verändert hat. Ein derartiges menschliches Zusammentreffen kann den Menschen von heute aufrütteln: Ein Ereignis, das das Echo jenes ursprünglichen Ereignisses darstellt, als Jesus zu Zachäus hinaufschaute und ihm sagte: «Zachäus, komm schnell herunter! Denn ich muss heute in deinem Haus zu Gast sein» (Lk 19, 5).
Auf diese Weise muss sich das Geheimnis der Kirche, das uns seit 2000 Jahren weitergegeben wird, aus Gnade immer wieder neu ereignen. Es muss immer wieder zu einer Gegenwart werden, die etwas bewegt, das heißt zu einer Bewegung; zu einer Bewegung, die aufgrund ihrer Natur das Leben in dem Umfeld, in dem sie sich ereignet, menschlicher macht. Allen, die berufen sind, geschieht etwas Analoges zu dem Geheimnis, das den ersten Jüngern zuteil wurde. Stets wird die Begegnung mit dem erlösenden Ereignis Christi von der Erfahrung einer menschlichen Befreiung begleitet: «Wer mir nachfolgt, wird das ewige Leben erhalten, und hier auf Erden das Hundertfache» (vgl. Mt 19, 28-29; Mk 10, 28-30; Lk 18, 28-30).
So wie die Taufe eine Gnade des Geistes ist, so ist jegliche Verwirklichung der Taufe eine Gabe des Geistes, der sich im Temperament und in der Geschichte jedes Einzelnen inkarniert.
Diese Gabe des Geistes kann sich mit einer besonders überzeugenden, pädagogischen und wirksamen Kraft mitteilen und so Personen involvieren und ein Umfeld von Beziehungen und Zuneigungen hervorbringen, aus dem eine kontinuierliche gemeinschaftliche Dynamik entsteht, «die zu leben einen Aspekt des Gehorsams gegenüber dem großen Geheimnis des Geistes darstellt» (Johannes Paul II., Seid Lehrmeister der christlichen Kultur, Ansprache an die Priester von Comunione e Liberazione, 12. September 1985, in La Traccia (1985), S. 1083).