In der Einfachheit meines Herzens habe ich dir voll Freude alles gegeben
Zeugnis von Don Giussani beim Treffen der Kirchlichen Bewegungen und der Neuen Gemeinschaften mit Papst Johannes Paul IIIch möchte erzählen, wie in mir eine Haltung entstand, die Gott nach seinem Gefallen gesegnet hat, wie ich es weder vorhersehen konnte noch beabsichtigt habe.
l. „Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?“ Keine andere Frage hat mich in meinem Leben so ergriffen wie diese. Es gab nur einen Menschen auf der Welt, der mir eine Antwort geben konnte, und zwar indem er mir eine neue Frage stellte: „Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt? Um welchen Preis kann ein Mensch sein Leben zurückkaufen?“ Bei keiner anderen Frage stockte mir der Atem, wie bei dieser Frage Christi!
Keine Mutter hat jemals eine zärtlichere Aussage über ihr Kind gehört, einen Zuspruch, der von so tiefer Wertschätzung und umfassender Bejahung der Bestimmung durchdrungen ist, wie bei dem Juden Jesus von Nazareth. Mehr noch, bei niemandem konnte sich der Mensch so bejaht fühlen in seiner Würde, die unabhängig von Erfolg oder Misserfolg, einen absoluten Wert besitzt. Niemand auf der Welt hat jemals so sprechen können wie er!
Nur Christus nimmt sich mein ganzes Menschsein zu Herzen. Das ist der Grund für das Staunen des Dionysius Areopagita: „Wer könnte uns je von der friedensstiftenden Liebe Christi zum Menschen sprechen?“ Ich wiederhole mir diese Worte seit mehr als fünfzig Jahren immer wieder! Daher ist die Enzyklika Redemptor Hominis wie ein Licht am Horizont in der Dunkelheit aufgetaucht, die die verfinsterte Welt des heutigen Menschen mit all seinem verwirrten Fragen umhüllte. Danke, Heiliger Vater. Es war eine Einfachheit des Herzens, die es mir ermöglichte, Christus als außergewöhnlich wahrzunehmen und anzuerkennen. Ich tat es mit jener unmittelbaren Gewissheit, die sich nur einstellt, wenn eine unangreifbare und unzerstörbare Evidenz von Faktoren und Momenten der Wirklichkeit in den Horizont unserer Person eintritt und uns bis ins Herz ergreift. ...
- Luigi Giussani, Rom Petersplatz, Mai 1998 112 KBLuigi Giussani, Rom Petersplatz, Mai 1998