Die Wüste
Seiten: 366
Die majestätische, hervorstechende Gestalt Moses in der Bibel ist vielfach in der Literatur aufgegriffen worden und hat sowohl Maler als auch Bildhauer begeistert, die von seinem Werdegang angezogen wurden. Gerade der sich manchmal dahinziehende und verschlungene Weg Moses sowie die schwierigen Etappen seiner inneren Reise, die mit der Entwicklung der Religion Israels selbst verbunden sind, werden in diesem Roman des Autors von Nimm das Kind und seine Mutter mit großer Tiefe und Natürlichkeit dargestellt.
Dabei ist die Wüste der Schauplatz der dem Menschen unbegreiflichen Routen Israels – eines Volkes, das dem Kult Jahwes, des „eifersüchtigen Gottes“ ihrer Väter, geweiht ist. Ein Volk, dem trotz seiner ständigen Untreue das Land Kanaan verheißen wurde. Ein Volk, das mit der Wüste verbunden ist. Die „erste Generation“, sie von Ägypten aus durchquerend, hasst sie und lehnt sie ab. Die „zweite Generation“ wird von ihr mit „Himmelsbrot“, Manna und Wachteln, ernährt und von ihr vor Verfolgung geschützt.
Inmitten einer Fülle von Charakteren, die alle mit großer Kraft beschrieben sind – dazu gehören die Führer der Stämme, kräftige, feurige Krieger wie Aaron, Eleasar, der unnachgiebige Levit Phineas, der „Fundamentalist“ Josua, die Pharaonen Tutmosi und Amenophis II., die Fürsten des Gelobten Landes wie Balak, der wildverzückte Wahrsager Bileam, die ganz fein herausgearbeiteten Frauen Noa und Uta, – sticht Mose, der „Freund Gottes“, hervor. Durch alle Stürme des Zweifels offenbart die jüdische Religiosität in ihm endlich den Einklang mit der unendlichen Barmherzigkeit Jahwes, die die Neuheit des Christentums ankündigt.
Dem Roman gelingt es, eine fesselnde Handlung zu entfalten, die mit plötzlichen, unerwarteten Wendungen und kino-ähnlichen Blicken auf schnell gemalte Szenen nicht minder spannungsgeladen ist als die Wirkung ihrer überzeugenden, geographischen und historischen Rekonstruktion.