Don Julián Carrón
Don Julián Carrón

Von 2005 bis 2021 Leiter von CL

In Spanien geboren, Priester und Lehrer, Dozent für Exegese des Neuen Testaments, lernt er in den achtziger Jahren Don Giussani kennen.
Julián Carrón wurde am 25. Februar 1950 in Navaconcejo (Cáceres) im Westen Spaniens geboren. Schon in sehr jungen Jahren trat er in das Knabenseminar von Madrid ein, wo er sein Abitur ablegte und Theologie studierte. 1975 wurde er zum Priester geweiht. Im Jahr darauf erwarb er an der Päpstlichen Universität Comillas ein Diplom in Theologie mit Schwerpunkt Bibelwissenschaften. In den folgenden Jahren vertiefte er seine exegetischen Studien, teilweise auch in Washington und Jerusalem. In den neunziger Jahren hielt er weltweit Vorträge über die Historizität der Evangelien. Zwischen 1991 und 1997 gab er an der Universidad Complutense in Madrid den Kurs „El sentido religioso del hombre“ (Der religiöse Sinn des Menschen). Gleichzeitig war er Direktor des Knabenseminars. Nach seiner Promotion Mitte der achtziger Jahre erhielt er einen Lehrauftrag für Neues Testament an der Theologischen Fakultät San Dámaso in Madrid. Bis 1994 leitete er auch das Colegio Arzobispal de la Inmaculada y San Dámaso.

Nueva Tierra und CL
Bereits kurz nach seiner Priesterweihe Mitte der siebziger Jahre war Carrón mit einer Gruppe junger Priester der Diözese Madrid freundschaftlich verbunden. Sie tauschten ihre Erfahrungen aus und widmeten sich besonders der Erziehung junger Menschen. So entstand eine wahre „Bruderschaft“, die vor allem von zwei Lehrern aus dem Seminar inspiriert war. Die Gruppe beschäftigte sich auch mit theologischen Themen, die mit Namen wie Guardini, Ratzinger und von Balthasar verbunden waren. Sie bildete den Kern der Bewegung Nueva Tierra. 1982 lernten diese Priester einige Mitglieder von CL kennen, das es bereits seit einigen Jahren in Spanien gab. In den folgenden Jahren traf Julián Carrón Don Giussani mehrfach auch persönlich. 1985 schloss sich Nueva Tierra der Bewegung Comunione e Liberazione in Spanien an (vgl. „Wir sind wie ihr”, Spuren, Nr. 9/2010).
Im Laufe der Zeit vertiefte sich die Freundschaft zwischen Carrón und Giussani. Im September 2004 zog Carrón nach Mailand, weil Don Giussani ihn gebeten hatte, ihn bei der Leitung der Bewegung zu unterstützen.



Die Verantwortung für die Bewegung
Nach dem Tod von Don Giussani wurde er im März 2005 von der Zentraldiakonie zum Präsidenten der Fraternität für Gemeinschaft und Befreiung gewählt. Er wurde dann für drei aufeinanderfolgende Wahlen wiedergewählt: 2008, 2014 und im März 2020. Am 15. November 2021 teilte Don Carrón der Fraternität gemäß dem vom Dikasterium für die Laien, die Familie und das Leben erlassenen Allgemeine Dekret über über die Ausübung von Leitung in internationalen Vereinigungen von Gläubigen in einem Schreiben seinen Entschluss mit, von seinem Amt zurückzutreten, um den Veränderungsprozess zu erleichtern, der von den vom Heiligen Stuhl anerkannten internationalen Vereinigungen von Gläubigen verlangt wird.

Am 26. August 2005 wurde Don Carrón zum ersten Mal von Papst Benedikt XVI. in Privataudienz empfangen. Wenige Monate später nahm er als „Synodenvater aufgrund päpstlicher Ernennung“ an der Synode zur Eucharistie teil. Am 3. Juni 2006 sprach er auf dem Petersplatz bei dem Treffen Benedikts XVI. mit den kirchlichen Bewegungen, zu dem auch Comunione e Liberazione eingeladen war.

Am 11. Februar 2007 jährte sich die päpstliche Anerkennung der Fraternität von Comunione e Liberazione zum 25. Mal.
Aus diesem Anlass machte die ganze Bewegung unter der Leitung von Don Carrón eine Wallfahrt nach Rom und nahm an der Audienz mit Papst Benedikt XVI. auf dem Petersplatz teil. Im folgenden Jahr ernannte Papst Benedikt XVI. Don Carrón zum Berater des Päpstlichen Rates für die Laien, später auch zum Berater des Päpstlichen Rates für die Neuevangelisierung.
Im November 2010 hielt Carrón Vorträge bei zwei wichtigen theologischen Tagungen. Die eine fand in Moskau statt, organisiert von der orthodoxen Kirche, die andere in Madrid zum Thema der katholischen Präsenz im öffentlichen Leben. Zwei Jahre später verlieh ihm die Catholic University of America in Washington einen Ehrendoktor der Theologie „für seinen hervorragenden Dienst im Bereich der Theologie, vor allem der Bibelwissenschaften, und für seine Leitung einer internationalen päpstlich anerkannten kirchlichen Bewegung“.



Mit Papst Franziskus
Am 11. Oktober 2013 wurde er in Privataudienz von Papst Franziskus empfangen. Im folgenden Brief an die Fraternität und an die gesamte Bewegung lädt uns Don Carrón ein, zu prüfen, "ob jeder von uns, jede Gemeinschaft unserer Bewegung, "das Wesentliche, nämlich Jesus Christus, sichtbar macht". Ein Thema, das in der Audienz, die Papst Franziskus CL am 7. März 2015 anlässlich des zehnten Todestages von Don Giussani auf dem Petersplatz gewährt, wieder auftaucht.
Im November desselben Jahres war er Hauptredner auf der Fall Conference der amerikanischen Universität Notre Dame mit einem Vortrag mit dem Titel "Die Wahrheit wird euch befreien".
Im April 2016 richtete sich Don Carrón nach einer erneuten Privataudienz mit Franziskus mit einem Brief an die Fraternität: "Ich glaube, dass uns nichts mehr in der ständigen Unruhe helfen kann, als uns mit dem täglichen Zeugnis von Papst Franziskus zu identifizieren.
Am 30. November sandte der Heilige Vater Don Carrón einen persönlichen Brief, indem er der gesamten Bewegung für die Opfergaben dankte, die von den Gemeinschaften auf der ganzen Welt während der Pilgerfahrten anlässlich des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit gesammelt wurden. "Die Armut ist notwendig, weil sie das beschreibt, was wir wirklich in unserem Herzen haben: das Bedürfnis nach Ihm", schrieb Franziskus: "Also gehen wir zu den Armen, nicht weil wir bereits wissen, dass die Armen Jesus sind, sondern um zurückzukehren und zu entdecken, dass diese Armen Jesus sind.



Veröffentlichungen und öffentliche Treffen
Im September 2015 erscheint Carróns Buch Die wehrlose Schönheit im Verlag Rizzoli – eine Sammlung von Essays und Vorträgen, die die großen Themen des gegenwärtigen Lebens, von der Familie bis zur Wirtschaftskrise, als Herausforderung und Möglichkeit für ein Christentum in den Blick nimmt, das das Herz des Menschen wirklich erreichen will. Das Buch, das inzwischen auch auf Spanisch, Portugiesisch,Englisch, Französisch und Deutsch erschienen ist, ist eine hervorragende Gelegenheit, mit den unterschiedlichen Persönlichkeiten des kulturellen und öffentlichen Lebens in Dialog zu treten.
Im Oktober 2017 veröffentlicht der Verlag Piemme Dov’è Dio? La fede cristiana al tempo della grande incertezza [Wo ist Gott? Der christliche Glaube in einer Zeit von tiefer Ungewissheit], ein Interview vom Vatikanexperten Andrea Tornielli der Zeitung „La Stampa“ mit Don Julián Carrón. Im Band zeichnet sich der Blick der Bewegung auf die gegenwärtige Zeit und der Vorschlag des wesentlichen Kerns des Glaubens, in der Treue zum Charisma von Don Giussani und zum Lehramt von Papst Franziskus.

Im Frühjahr 2018 veröffentlichen die Edizioni San Paolo das Buch von Don Carrón La voce unica dell’ideale. In dialogo con i giovani [Die einzigartige Stimme des Ideals. Ein Dialog mit jungen Menschen]. Es ist ein Beitrag im Hinblick auf die Bischofssynode „Die Jugendlichen, der Glaube und die Berufungsunterscheidung“, die für Oktober 2018 geplant ist

Im April 2020 wird Das Erwachen des Menschlichen. Reflexionen in einer schwindelerregenden Zeit, von Julián Carrón im E-Book-Format veröffentlicht, ein Buch-Interview, herausgegeben von Alberto Savorana, in dem der Leiter von CL, ausgehend vom Ausbruch der Corona Pandemie, die große Möglichkeit der Wiederentdeckung des Menschseins beschreibt.

Weitere Veröffentlichungen: Das Leuchten in den Augen. Was entreißt uns dem Nichts (2020), Wer erzieht, teilt sich selbst mit (im Druck), als Beitrag zur Veranstaltung "Wiederherstellung des globalen Bildungspakts" von Papst Franziskus und und Was lässt uns hoffen? Die Faszination des Entdeckens (im Druck), in dem der Autor eine der meist verbreiteten Fragen in einer von der Ungewissheit beherrschten Welt anspricht.

Julián Carrón hat zahlreiche Beiträge für Medien in aller Welt verfasst und dutzende Interviews gegeben.



Er ist auch Professor für Theologie an der Katholischen Universität Sacro Cuore in Mailand.