
Prosperi. Ein dankbares ‚Ja‘
Der Leitartikel der Januar-Ausgabe von Tracce ist ein Grußwort von Davide Prosperi, das Ende 2025 auf clonline.org veröffentlicht wurde.Wenn ich die Frage beantworten müsste: „Was würdest du zusammenfassend über das gerade zu Ende gegangene Jahr sagen?“, würde ich hervorheben, dass das Charisma von CL lebendig, fruchtbar und wirksam ist. In diesen Monaten habe ich viele Gemeinschaften der Bewegung getroffen und konnte so das neue Leben hautnah miterleben, das weiterhin aus dem Charisma entspringt, welches Don Giussani geschenkt wurde. Wie Kardinal Pizzaballa uns gezeigt hat, brauchen die Kirche und die Welt heute nicht so sehr einzelne Helden, sondern lebendige Gemeinschaften, in denen neue Menschen aufblühen können, die Frieden stiften, gerade weil sie eingebunden sind in die Gemeinschaft, die aus der Begegnung mit Christus entsteht. Dort ist es möglich, gegenseitige Vergebung und Wertschätzung zu leben, auch wenn man weiterhin Fehler macht oder versagt: Es gibt jemanden, der größer ist und uns verbindet.
Das habe ich zum Beispiel bei einer Versammlung gesehen, bei der eine junge Frau aus Russland erklärte, die Teilnahme an jener Veranstaltung zusammen mit jungen Frauen aus der Ukraine habe bei ihr eine große Dankbarkeit geweckt für die Möglichkeit der Einheit, und gleichzeitig ein tiefes Mitgefühl für deren Schmerz um ihr gepeinigtes Land. Normalerweise überwiegen Wut oder Angst, Schuldgefühle oder Ohnmacht. Nur die Begegnung mit dem menschgewordenen Gott – sofern er angenommen wird – ermöglicht es uns, andere mit Liebe zu ihrer Bestimmung anzuschauen und anzunehmen. So vollzieht sich das Wunder einer Freundschaft, jenseits aller möglichen Gründe für eine Spaltung.
Wir haben uns mehrmals mit den Freunden aus dem Heiligen Land getroffen. Einige von ihnen nahmen online teil, während die Sirenen heulten. Sie sagten uns, diese Weggemeinschaft sei für sie wichtig, weil sie ihnen helfe, sehr schwierige Umstände mit einer Hoffnung zu bestehen, die sonst unmöglich wäre. Ich habe kubanische Freunde getroffen, die bereit waren, auf die einzigen Stunden Strom am Tag zu verzichten, um an der Caritativa teilzunehmen, weil diese sie lehrt zu leben, ohne vom Empfinden der Ungerechtigkeit und des Grolls erdrückt zu werden.
Die Gemeinschaft ist eine Quelle neuen Lebens und einer neuen Sichtweise auf die Dinge. In diesem Zusammenhang haben mich unsere Freunde aus der Bewegung in Deutschland beeindruckt. Sie verspürten vor den anstehenden Wahlen den dringenden Wünsch, sich zusammenzufinden, um die Umstände aus dem Glauben und der gelebten Zugehörigkeit zu Christus heraus zu beurteilen und dann ein öffentliches Statement abzugeben.
Wir mögen alle armselig sein, aber in unserer Einheit bewahren wir etwas Großes, nämlich die Liebe Christi zu jedem von uns. Er hat uns in dieser Weggemeinschaft erreicht und möchte durch unsere Gesichter anderen armseligen Menschen wie uns begegnen. Denn sie alle erwarten, auch wenn sie es nicht wissen, seinen Blick. Sie warten darauf, das erfahren zu können, was Christus in die Welt gebracht hat, nämlich die Liebe des Vaters, die Antwort auf unsere Sehnsucht nach Erfüllung.
Wir mögen alle armselig sein, aber in unserer Einheit bewahren wir etwas Großes, nämlich die Liebe Christi zu jedem von uns.
Was wird von uns verlangt, die wir nichts haben außer dem, was uns geschenkt wurde? Ein Ja voller Dankbarkeit. Dass wir das, was Christus in unserem Leben bewirkt hat, anerkennen und annehmen und so der Welt seine Gegenwart verkünden.
Darin liegt die Bedeutung dessen, was im September mit der Anerkennung unserer neuen Satzung durch das Dikasterium für die Laien, die Familie und das Leben geschehen ist. Es ist ein Zeichen der Wertschätzung unserer Erfahrung und einer väterlichen Liebe, das uns zuversichtlich in das neue Jahr blicken lässt, mit dem Wunsch, unseren Weg gemeinsam fortzusetzen und allen Menschen, wo immer wir sind, durch alles, was wir sind, tun oder sagen, die Gnade der Begegnung mit Christus zu bringen.
Die Bewegung ist nicht nur etwas, das unserem Leben vorausgeht. Die Bewegung ist unser Leben. Wir alle sind verantwortlich für ihren Aufbau. Unterstützen wir uns gegenseitig auf dem Weg, der vor uns liegt und den wir der Fürsprache Mariens, unserer Mutter, anvertrauen.
Ein frohes neues Jahr euch allen!
Mit herzlichen Grüßen,
Davide