Caritativa: So kann das Leben aufblühen

Aufzeichnungen von einem Gespräch mit einer Gruppe Studenten, die sich bei der „Caritativa“ engagieren – ein Gestus, der dazu erzieht, sich selbst und die Wirklichkeit zu entdecken
(Mailand, 12. März 2018)

Julián Carrón. Wie besprochen, beschäftigen wir uns heute mit der Caritativa. Die Zeugnisse, die uns zugesandt wurden, zeigen, dass es sich dabei um ein Tun handelt, der viele von euch aufblühen lässt. Manche bringen die Erfahrung, die sie machen, so intensiv zum Ausdruck, dass es für alle nützlich sein kann.

Anna. Meine Caritativa besteht darin, einmal in der Woche in der Früh zu den Obdachlosen zu gehen, um ihnen ein Frühstück zu servieren. Ich merke, dass mich das immer verändert. Nie gehe ich von dort so weg, wie ich hingegangen bin. In diesem Zusammenhang ist für mich der Text Der Sinn der Caritativa von Luigi Giussani, den wir immer vor Beginn unserer Tätigkeit lesen, ein grundlegendes Instrument. Denn er beschreibt das sehr gut, was in dieser Stunde geschieht. Außerdem habe ich festgestellt, dass ich bei der Caritativa ganz in der Gegenwart lebe, wie sonst nur selten während der Woche. Wenn ich dort bin, um das Frühstück zu servieren, bin ich ganz auf das konzentriert, auf die Bedürfnisse, die es dort gibt, ob ich nun Zucker bringe oder die Teller abspüle. Dadurch, dass ich so präsent bin, genieße ich alles viel mehr und bin viel aufmerksamer. Ich liebe alles mehr, bin verfügbarer und stelle fest, dass mir das unglaublich entspricht. An jenem Ort lebe ich die „verifizierbare“ Andersartigkeit, von der der Text spricht, den wir gerade im Seminar der Gemeinschaft lesen. Zur Caritativa zu gehen hilft mir, die Bedürfnisse aller Menschen, denen ich begegne, stärker wahrzunehmen. Eines Morgens brachte ein Obdachloser einen Ausschnitt aus einer Zeitung mit dem Foto eines Mädchens mit und schenkte ihn mir. Seiner Meinung nach sehe sie mir ähnlich. Ich war ganz gerührt, weil ich das gleiche auch in meiner Beziehung zu Christus mache: In allem, was ich tue, in allen Gesichtern, denen ich begegne, suche ich nach den Zügen Desjenigen, der mich liebt und mir alles schenkt. Denn dieses Gut brauche ich.