Corona-Krise - Brief von Bischof Camisasca

Die COVID-19-Pandemie stellt in unserer Gesellschaft und weltweit eine große Herausforderung dar. Als Volk Gottes sind die Christen dazu berufen, auch in diesem Umstand nicht Opfer eines Übels, sondern Zeugen der Hoffnung zu sein.

Ein Beispiel dafür bietet der Brief, den Massimo Camisasca, Bischof von Reggio Emilia-Guastalla (Italien), am 19. Oktober 2020 an die Priester seiner Diözese geschickt hat.

Liebe Brüder,

wir alle erleben in diesen Tagen in unserer Umgebung zunehmende Beunruhigung und Unsicherheit, begünstigt auch durch die Massenmedien und die Unsicherheit der Politik. Unser Volk, das bereits in den Monaten des Lockdowns durch die Pandemie auf eine harte Probe gestellt wurde, läuft dabei Gefahr, in eine paranoide Sicht der Wirklichkeit zu verfallen und die realen Dimensionen der Gefahr zu verkennen.

Wir alle haben daher, gemeinsam mit den übrigen Verantwortlichen des gesellschaftlichen Lebens, eine wichtige Aufgabe: Wir müssen den Menschen helfen, dass sie vorsichtig, aber auch mit Gelassenheit und Gottvertrauen leben, die Beziehungen untereinander nicht vernachlässigen und sich gegenseitig unterstützen. Wir dürfen auf keinen Fall das Sich-Ausbreiten übertriebener Ängste fördern, was zu einer tiefgreifenden Zerrüttung der geistigen und emotionalen Gesundheit führen kann.

Nie war deutlicher als heute, dass die Gründe des Glaubens auch die Gründe des Lebens sind. Gott verlässt uns nicht. Er nimmt uns an die Hand. Und er bittet uns, in seinem Namen den Bedürftigen beizustehen. Es kann nicht sein, dass wir uns Tag für Tag nur in unseren Häusern einschließen.

Ohne die gebotenen Vorsichtsmaßnahmen außer Acht zu lassen (wie Mund-Nasenschutz, Handhygiene und Abstandhalten), müssen wir doch unser Leben weiterleben.

Unsere Kirchen sind, gerade aufgrund der Anstrengungen, die wir unternommen haben, sichere Orte sowohl für die Liturgie und das persönliche Gebet als auch für eventuelle andere Veranstaltungen.

Stützen wir daher den Glauben, die Hoffnung und die Liebe in unserem Volk.

Mit brüderlichem Segen,
† Massimo Camisasca

Reggio Emilia, den 19. Oktober 2020