Der Terror hat nicht das letzte Wort

Zwei Tage nach den Anschlägen von Wien traf sich die Gemeinschaft von CL um Eindrücke und Fragen auszutauschen. Woher kommt der Hass und was schenkt uns Hoffnung in solchen Momenten?
Paola Franchi

Nach dem Terroranschlag in Wien hatten wir das Bedürfnis, unsere Eindrücke auszutauschen und uns mit unseren Fragen zu konfrontieren. Wir wollten gemeinsam den Dingen auf den Grund gehen und schauen, welches Licht unsere christliche Erfahrung – insbesondere der Weg, den wir in den letzten Monaten gegangen sind – auf diesen furchtbaren Terroranschlag wirft.

Die ersten Reaktionen auf das Grauen waren die gleichen wie bei allen: Schock, Angst, Fassungslosigkeit, Sorge um die eigenen Angehörigen und Freunde, Wut auf den Täter und seine Hintermänner. Aber im Laufe unseres Gesprächs kamen bald andere Gedanken und Ansätze einer neuen Sichtweise.

Für viele war es ganz natürlich, das, was geschehen war, und ihre Ängste im Gebet vor den Herrn zu tragen. Die Worte, die die Tradition der Kirche und insbesondere die Psalmen uns gelehrt haben, sprechen uns Mut und Hoffnung zu. Denn Gott ist treu und kümmert sich um seine Kinder. Allerdings entstand dann auch die Frage, was dieser Schutz Gottes konkret bedeutet, wenn man nicht die naive Vorstellung hat, dass Leid und Unglück an uns einfach vorübergehen.

Andere stellten fest, dass der Attentäter auch ein Mensch ist und nicht nur ein „Monster“ oder Feind. Manche fragten sich, warum der Hass bei ihm die Oberhand gewinnen konnte. Uns wurde bewusst, dass Wut und Vorurteile auch unsere Tage völlig bestimmen können.

Manche erkannten in diesen dramatischen Umständen den Ruf zu einer besonderen Verantwortung gegenüber ihren Nachbarn, Kollegen, Mitmenschen. Politische oder soziologische Analysen wirken unzureichend angesichts des Leids der Opfer und des Bösen in der Welt.

Was es uns ermöglicht, die Wunden der anderen als unsere eigenen zu spüren und anzunehmen, ist ein konkreter Ort, an dem die Worte „Fürchte dich nicht“ lebendig werden und neue Hoffnung vermitteln.

So können wir jedem, dem wir begegnen, auch angesichts eines solch grauenvollen Terroranschlags, den gütigen Vater vor Augen stellen, der auch und gerade jetzt unser Leben erfüllt und neu macht.