Kinderwochenende in Rothenburg ob der Tauber (Foto: Orsatti)

„Wir brauchen die Fülle, die Christus schenkt.“

Gemeinsames Wochenende für eine Gruppe von 30 Kindern im Alter zwischen 6 und 12 Jahren mit ihren Eltern und Betreuern in Rothenburg ob der Tauber.
Maria Cristina Stoppa

In letzter Zeit ist bei einigen Eltern aus der Bewegung CL in Deutschland der Wunsch entstanden, sich bei der Erziehung der Kinder gegenseitig zu unterstützen und einen Ort zu finden, an dem diese in einem Glauben wachsen können, der nicht nur aus theoretischem Wissen besteht, sondern in der Lebenswirklichkeit wurzelt.
Die Realität der Kirche in Deutschland macht es einem heute oft schwer, einen solchen Ort zu finden. Den Angeboten, die in den Pfarrgemeinden gemacht werden, fehlt oft das Wesentliche, nämlich Christus selbst. Und die Familien der Bewegung leben meist viele Kilometer voneinander entfernt, was es schwierig macht, den Alltag miteinander zu teilen.

Das hat dazu geführt, dass an verschiedenen Orten einzelne Gruppen entstanden sind, die den Kindern Katechismus-Unterricht erteilen. Doch es blieb der Wunsch, dass sie auch eine größere Gemeinschaft erleben und konkreten Gesichtern begegnen können, durch die für sie die Freundschaft mit Christus spürbar wird. So entstand die Idee, ein gemeinsames Wochenende für Familien aus ganz Deutschland zu organisieren. Mitte September traf sich also eine Gruppe von 30 Kindern im Alter zwischen 6 und 12 Jahren mit ihren Eltern und Betreuern in Rothenburg ob der Tauber. Während dieser drei Tage wurde eine Besichtigung der mittelalterlichen Stadt organisiert, die Messe gefeiert, gespielt, gesungen und vieles mehr.

Voller Erwartung kamen Eltern und Kinder nach Rothenburg, aber was sich dann an diesem Wochenende ereignete, übertraf die Erwartungen bei weitem. Alle erlebten eine Fülle des Lebens, die sich nicht durch die pädagogischen Fähigkeiten der Betreuer oder die gute Organisation erklären lässt. Es gab viele Zeichen dafür, dass etwas Größeres am Werk war, angefangen beim Wetter: Bis kurz zuvor hatte der Wetterdienst drei Tage Dauerregen vorhergesagt, doch dann regnete es nicht nur nicht, sondern die Sonne kam sogar heraus.
Ein weiteres Zeichen war die Einfachheit und Freiheit mit der die Kinder zu dem ja sagten, was ihnen vorgeschlagen wurde – einschließlich der Beichte, die viele sogar einem Fußballspiel vorzogen. Und auch wie sich alle Eltern je nach ihren Fähigkeiten einbrachten: Einige bereiteten die Lieder vor, andere die Spiele, wieder andere kümmerten sich um einzelne Kinder, die besondere Zuwendung brauchten.



Besonders bewegend war die Reaktion eines der Kinder, das in einer schwierigen familiären Situation lebt und nicht getauft ist. Nachdem es gefragt hatte, warum man in der Kirche Kerzen anzündet, wollte es auch eine anzünden, und zwar für seinen Vater, der die Familie verlassen hat. Diese kleine Geste, so einfach sie auch sein mag, macht deutlich, wie
geliebt sich dieses Kind (wie alle anderen) gefühlt haben muss in diesen Tagen.

Erstaunlich war auch die Einheit und Vertrautheit unter den Erwachsenen, obwohl viele sich dort zum ersten Mal sahen. Auch das ein deutliches Zeichen dafür, dass Christus gegenwärtig war. Denn wie Mauro Lepori bei den Exerzitien sagte: „Der Grund für die Einheit der Jünger ist die Erfahrung, dass Christus alles ist für das Herz jedes Menschen, dass Christus das Leben des Lebens ist für jeden Menschen.“ Das wurde an diesem Wochenende wirklich spürbar.

Viele der Eltern kehrten nach Hause zurück mit einem neuen Blick auf ihre Kinder und mit großer Hoffnung für deren Zukunft. Sie hatten erfahren, dass eine solche Fülle des Lebens überall möglich ist, egal, in welcher Situation man sich befindet oder an welchem Ort man lebt. Alles, was wir als Menschen brauchen, ist diese Fülle, die Christus schenkt. Und dieses Bewusstsein befreit.