
Begegnung und Hoffnung in Rom und den Abruzzen
Das Treffen mit Papst Leo XIV., die gemeinsamen Ferien und die Zeugnisse – in allem sucht der Herr einen Dialog mit uns.Wenn Italien ein Sehnsuchtsort der Deutschen ist, dann ist Rom für die Christen der Ort, in dem der Herr durch die Person des Heiligen Vaters ganz besonders präsent ist. Noch Papst Franziskus hatte zu einem Pfingsttreffen der geistlichen Bewegungen eingeladen. Etwa 70.000 Pilger aus über 100 Ländern kamen am Samstag den 7. Juni zur Pfingstvigil. An Pfingsten feierte dann Papst Leo XIV. die heilige Messe mit den Gläubigen.
Es war bewegend für mich zu sehen, wie allein die Gegenwart des Papstes ein Lächeln und eine Freude auf die Gesichter aller Pilger auf dem Petersplatz hervorbrachte. Keine Hysterie, keine Ekstase, aber eine freudige Bewegtheit. Es war ebenso schön zu sehen, wie gerne dieser Papst unter den Menschen ist und ihnen die Hoffnung weitergeben möchte, dass der Herr bei uns ist und uns sucht.
Die anschließenden Ferien in den Abruzzen standen unter dem Motto: „Die Begegnung, die die Hoffnung entfacht“. Nachdem wir bereits auf dem Petersplatz einen Vorgeschmack dieser Begegnung erfahren durften, wurden die Ferien durch das Paradoxon von Chesterton eingeleitet: „2 ist nicht 2x1. 2 = 2000x1“. Das bedeutet, dass Gemeinschaft, Freundschaft etwas viel Größeres und Stärkeres hervorbringen kann, als nur die reine Addierung. Einstein sagte einmal: „Man kann Probleme bzw. Sichtweisen niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“ Wenn ich allein auf der Ebene der Quantität bleibe, verkenne ich die Möglichkeit, die in der Begegnung und Freundschaft liegt.
Die ganzen Ferien zeigten beispielhaft, wie der Herr in den Begegnungen einen Dialog mit jedem von uns sucht und uns durch kleine oder große Aufmerksamkeiten und Geschenke nahe sein will. Dabei ist es nicht entscheidend, „alles schon zu wissen“ oder bereits angekommen zu sein – nein, entscheidend ist es, diesen Dialog nicht abzubrechen. Für mich wurde dies durch Martino Chieffo, den Sohn des vor einigen Jahren verstorbenen Liedermachers Claudio Chieffo, sehr anschaulich. Dialog und Zeit sind die Voraussetzungen, meine eigene Ebene mit ihren Grenzen und Problemen zu verlassen. Für die Manager und Macher unter uns, die wie Ercole D’Annnzio Werke oder karitative Initiativen gründen, wurde auch deutlich, wie wichtig die Frage ist: Geht es hier nur um Selbstverwirklichung oder gibt es konkrete Hinweise und Zeichen, dass sie am Werk eines Anderen teilnehmen? Auch hier geschieht die Befreiung durch Loslassen und Hinhören, es geht darum, eine neue und tiefere Dimension zu leben und nicht auf Willenskraft oder Durchsetzungsfähigkeit zu setzen. Und das Treffen über das Theaterstück Mariä Verkündigung von Paul Claudel verdeutlichte mir, dass wir auch angesichts des Bösen in der Welt unsere übliche Denkweise verlassen müssen, um weiterhin hoffen zu können. Durch die Anziehungskraft Christi können wir uns öffnen für das Opfer, für Barmherzigkeit und das Zeugnis einer Neuheit, die wir so dringend brauchen.
Das bewegendste Beispiel, wie Christus unsere Nähe sucht und das Gespräch mit uns wünscht – nicht im Lärm, sondern in der Stille – war die Begegnung mit Schwester Blandina (eine Trappistin, die seit 2003 als Einsiedlerin in den Abruzzen lebt und über den Schleier von Manoppello forscht) und der Blick auf das Antlitz des Herrn im Tuch von Manoppello. Das ist zwar nicht wesentlich für unseren Glauben, aber es ist wichtig, wie Pater Patrick sagte. So wie ein Lied oder ein Kuchen zum Geburtstag zwar nicht wesentlich sind, aber dennoch bedeutsam.
Auch hier kommt mir ein Satz von Einstein in den Sinn: „Die wichtigste Erkenntnis meines Lebens ist, dass wir in einem liebenden Universum leben.“ In dieser Woche wurden wir in großer Dichte und auf vielfältige Weise mit dem Geheimnis konfrontiert: durch die Begegnungen unter uns und mit anderen Zeugen wie Ercole, seinem Freund Francesco und Martino Chieffo, die wunderschöne Landschaft, die Möglichkeit des Geschenkes der Vergebung im Heiligen Jahr oder dem Mysterium von Manoppello. Für mich kann ich sagen: Ja, all diese Begegnungen haben die Hoffnung in mir neu entfacht. Benedikt XVI. forderte nach einem Besuch in Manoppello 2006 die Gläubigen dazu auf, „das eigene Leben zu einer beständigen Suche nach seinem heiligen Antlitz zu machen“, das „geliebt und angenommen das Herz und das Leben verändert.“
Und um mit einem letzten Zitat von Einstein zu schließen: „Es gibt viele Wege zum Glück: einer ist aufhören zu jammern“ und (das ist jetzt nicht von Einstein!) aufmerksam, aufnahmebereit, auch manchmal kritisch den Weg mit Freunden zu gehen, die auch nicht perfekt sind, die aber der Humus sein können, in dem ich frei werde, weil sie auf den schauen, der wahre Hoffnung schenkt.