Bruchsal, Zeugnis von Frau Putz

„Man kann nicht zwei Herren dienen“

So sagte Patrick Valena, Priester der Bruderschaft vom Hl. Karl Borromäus, in seiner Festpredigt zur Eröffnung der Ausstellung „Franz und Franziska: Es gibt keine größere Liebe. Die Eheleute Jägerstätter und das Martyrium des Gewissens“ in Bruchsal
Hubert Keßler

Es waren Freunde gekommen, aber auch einfach am Leben Jägerstätters Interessierte, die vom Bodensee, aus Freiburg, Stuttgart, Frankfurt und Bonn schon frühmorgens am 21. September den weiten Weg nach Bruchsal auf sich genommen hatten, um am Gottesdienst um 9 Uhr teilzunehmen. Sie wurden damit selbst zu Zeugen der Frage, zu der diese Ausstellung herausfordert. Pater Patrick formulierte sie in seiner Predigt über Jägerstätter: „Wer ist der Herr, dem wir dienen und den wir verehren müssen, um frei und glücklich zu sein? Wer ist der wahre Herr des Lebens, der Welt und der Geschichte? […] Der Glaube ist – wie für Jägerstätter – auch für uns heute eine Zugehörigkeit zu Christus und seiner Kirche. Er ermöglicht uns, die Wirklichkeit so zu sehen, wie sie ist, sie zu verstehen und zu beurteilen.“

Zwischen 150 und 200 Personen folgten aufmerksam dem Gottesdienst, für den sich zehn Jugendliche aus unserer Pfarrei freiwillig zum Ministrantendienst gemeldet hatten. Schon um 7.30 Uhr hatten sich Freundinnen und Bekannte meiner Frau versammelt, um das Buffet für den Empfang vorzubereiten. Man fühlte sich dabei an die Tausenden Freiwilligen des Meetings in Rimini erinnert, die im Hintergrund die Begegnungen ermöglichen.

Für Jägerstätter war klar: „Man kann nicht zugleich Nationalsozialist und Christ sein.“ Doch wie kann man so leben?, fragte Pater Patrick weiter in seiner Ansprache. Nach Erna Putz, der vielfach ausgezeichneten Biografin Jägerstätters und Referentin – nein, besser: Zeugin – beim anschließenden Treffen, waren es vor allem seine Frau, befreundete Priester, die Tradition und sein Interesse am Lesen, die ihn prägten.

Und Valena betonte in seiner Predigt: „Um unserer Taufe treu zu bleiben und als Menschen und Gläubige zu wachsen, brauchen wir Freunde, Meister, Vorbilder, Weggefährten – eine Gemeinschaft, zu der wir gehören. Die christliche Ehe kann all das sein, wie es für Franz und Franziska der Fall war.“

Gottesdienst

Diesen Aspekt hob auch der Bischof von Linz und Postulator des Seligsprechungsprozesses für Jägerstätter, Manfred Scheuer, in seinem Grußwort hervor. Einen Brief von Jägerstätter zitierend sagte er: „‚Liebste Gattin, weshalb sollte uns für die Zukunft so bange sein? Denn der uns bis jetzt erhalten und beglückt hat, wird uns auch weiterhin nicht verlassen, wenn wir nur das Danken nicht vergessen und im Streben nach dem Himmel nicht erlahmen. Dann wird unser Glück fortdauern bis in alle Ewigkeit.‘ Dieser Brief birgt eine bewegende Theologie des Ehesakraments. Die Ehe wird als Zeichen der Liebe Gottes erfahren und ist zugleich ein Beweis für die Existenz Gottes. Beide Eheleute stärkten sich gegenseitig im Glauben. Der Tod hat die Ehe zwischen Franz und Franziska nicht getrennt und ihre Liebe nicht aufgelöst. Gott hat diese Liebe durch das Kreuz hindurchgeführt und zur Vollendung gebracht.“

Nach dem Gottesdienst wartete das Ehepaar Scheurer von der Klezmerband „Shtetltov“ aus Bruchsal auf uns und lud mit einem ersten Lied zur Eröffnung der Ausstellung ein – als schmerzliche Erinnerung an die Schrecken des Nationalsozialismus und zugleich als freudige Einladung zur Begegnung. Rund 120 Personen folgten der Einladung.

Franz und Franziska Jägerstätter (Bild aus der Ausstellung)

Erna Putz erzählte in beeindruckend freier Weise vom Leben von Franz und Franziska Jägerstätter, letztere hat sie persönlich gut gekannt. In Anwesenheit auch des designierten Oberbürgermeisters Sven Weigt wies die noch amtierende Bruchsaler Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick in ihrem Grußwort auf die Bedeutung von Persönlichkeiten wie Jägerstätter in unserer Zeit hin. Es brauche Menschen, die die Fähigkeit hätten, auf ihr Gewissen zu hören und die Zeichen der Zeit zu erkennen.

Um eine kleine Gruppe der Bewegung in Bruchsal scharten sich „Mitstreiter“, deren Engagement für uns wiederum zum Zeugnis wurde. „Worte belehren – Beispiele aber reißen mit“, schreibt Jägerstätter. Genau das haben wir in vielen überraschenden Momenten hier erlebt.