
„Ja, Herr, ich will dein Werkzeug sein, rufe mich“
Zwischen dem 5. und 13. September haben wir von CLU Deutschland eine Fußwallfahrt von Orvieto nach Rom unternommen. Ziel war die Heilige Pforte im Petersdom.Jeden Tag sind wir früh aufgestanden, haben unsere Sachen gepackt, gefrühstückt - und sind losgelaufen. Die Etappen waren jeweils zwischen 20 und 30 Kilometer lang, wobei wir hin und wieder auf Wiesen oder Dorfplätzen Halt gemacht haben, um eine Kleinigkeit zu essen und uns auszuruhen. Abends bei unserer jeweiligen Unterkunft angekommen, haben wir dann gemeinsam zu Abend gegessen und sind danach meistens direkt schlafen gegangen, manchmal blieb uns aber auch noch die Kraft für eine kleine Runde Fußball oder Karten.
Unterwegs hatten wir viel Zeit, um miteinander ins Gespräch zu kommen und uns besser kennenzulernen, gemeinsam einen Text zu lesen oder den Rosenkranz zu beten. Und auch die Messe haben wir täglich gefeiert – in einer Kirche oder Kapelle entlang des Weges.
Die Gruppe bestand aus jungen Menschen aus ganz Deutschland: Einige stammen aus Familien der Bewegung, andere sind erst in den letzten Jahren dazugekommen, wieder andere sind mit der San-Carlo-Pfarrei in Bonn verbunden, und manche Freunde aus Italien hatten gerade ein Erasmus-Semester in Deutschland abgeschlossen. Sogar zwei protestantische Freunde waren dieses Jahr mit dabei. Was uns alle besonders beeindruckt hat, war die erfahrbare Gemeinschaft in einer so vielfältigen Gruppe. Wir spürten das Verlangen, uns gegenseitig immer besser kennenzulernen. Für viele war diese Wallfahrt daher ein Höhepunkt des Jahres: eine Erfahrung, aus der wir Kraft schöpfen können, weil sie uns die Gewissheit schenkt, verwurzelt zu sein in einer echten Gemeinschaft - ganz unabhängig davon, wie groß die räumlichen Distanzen sind, die uns in unserem Alltag voneinander trennen.
Aus der Abschlussversammlung haben wir einige Gedanken gesammelt, um besser zeigen zu können, was in diesen Tagen geschehen ist:
„Ich nehme eine neue Bereitschaft mit nach Hause, eine erneuerte Offenheit gegenüber meiner Berufung – auch im Alltag. Ich habe erfahren, dass wir nicht uns selbst überlassen sind, sondern ständig von einem Anderen gerufen werden, uns in den verschiedensten Situationen zu verschenken. Und der Ort, an dem dieser Ruf Gestalt annimmt, ist gerade die Gemeinschaft.“
„Ich bin losgegangen und habe für meine Freundin, meine Freunde und meine Familie gebetet. Ich war neugierig, aber mir war nicht klar, wonach ich eigentlich suche. Doch es wurde sowohl ein körperlicher als auch ein geistlicher Weg. Neue Beziehungen sind entstanden, bestehende wurden vertieft. In mir sind neue Fragen aufgekommen, ich habe in mich hineingeschaut. Wir haben auf einfache, wesentliche und schöne Weise zusammengelebt. Die Gemeinschaft untereinander, das Schweigen, das Gebet und die Eucharistie waren die Weisen, wie ich mit Christus und Maria ins Gespräch gekommen bin. Dabei habe ich erkannt, wie viele Geschenke ich bereits empfangen habe. Und am letzten Tag war ich einfach nur zutiefst dankbar. Ich fühle mich immer noch unwürdig und als Sünder, aber Jesus will meine Liebe trotzdem und ruft mich weiterhin. Entscheidend ist, sich von seiner Liebe umarmen zu lassen und zu antworten: 'Ja, Herr, ich will dein Werkzeug sein, rufe mich'.“
„Vor dieser Reise hatte ich bereits an einer anderen CL-Wallfahrt und am Meeting teilgenommen. Diese Wallfahrt war der krönende Abschluss. Mich hat vor allem die Einfachheit berührt, mit der wir alles gelebt haben. Es braucht nicht viel: Echte Freundschaft und Bereitschaft genügen. Zum Beispiel der Tag, an dem es geregnet hat, war zwar anstrengend, aber wir haben ihn trotzdem mit viel Freude erlebt. Jetzt frage ich mich, wie ich all das im Alltag bewahren kann – auch dort, wo es vielleicht keine sichtbare Gemeinschaft gibt. Pater Francesco Ferrari [der Verantwortliche der Studenten von CL] hat uns bei der letzten Wallfahrt gesagt, dass Schönheit nicht das Ergebnis unserer Fähigkeiten ist, sondern ein Geschenk Gottes. Ich denke, diese Erfahrung kann auch im Alltag weitergelebt werden - und zwar, wenn man das Leben als Geschenk annimmt und auch dazu bereit ist, Mühen auf sich zu nehmen, um dieses Geschenk zu bewahren. Selbst eine lange und anstrengende Reise, um einen Freund zu besuchen, kann dann Teil und Ausdruck eines schönen Lebens sein.“