
Über das gemeinschaftliche Urteil
Notizen aus einem Gespräch von Luigi Giussani mit den Mönchen der Cascinazza, 20. März 1982 (Quelle: Tracce, Juni 2001)Das vielleicht häufigste Thema war die Frage nach dem gemeinsamen Urteil, also danach, wie das gemeinsame Urteil zustande kommt.
Warum braucht man ein Urteil? Man braucht ein Urteil, weil es den Weg weist und führt. Aber dann gibt es etwas, das dem Urteil vorausgeht, und das ist die Liebe und der Wille, den Weg zu gehen. Das ist nichts Banales, denn wenn man nicht vor allem den Weg liebte, würde das Urteil entweder zu etwas, worauf man pfeift, oder zu einem Ausdruck der Eigenliebe, zu einer Suche nach Eigenliebe.
Was ist nun unser Weg? Der Herr hat gesagt: „Ich bin der Weg“. Der Weg ist die Vertiefung unserer Beziehung zum Herrn, also die Vertiefung des Gedächtnisses, das unser ganzes Leben prägt und bestimmt. Es ist das Gefühl, das der heilige Paulus am Ende des achten Kapitels im Brief an die Römer zum Ausdruck bringt.
Bevor wir also das Wort „Urteil“ bewerten und versuchen zu definieren, wie es entsteht oder entstehen sollte, müssen wir auf unseren Ausgangspunkt achten: Gehen wir von dieser Suche nach Christus, von diesem Gedächtnis Christi aus, oder nicht? Denn ohne diesen Bezug ist alles schwach, selbstverständlich, gewohnheitsmäßig – kurz: fremd dem Mechanismus gegenüber, durch den wir wirklich ein Urteil finden.
Wir können ein Wort verwenden, das in diesem Jahr durch das Seminar der Gemeinschaft (Luigi Giussani, Moralità: memoria e desiderio, Jaca Book, Mailand 1980; Anm. d. Red.) unter uns etwas in Mode gekommen ist, nämlich das Wort „Zugehörigkeit“. Ein Urteil entspringt dem Bewusstsein einer Zugehörigkeit und wird von ihm bestimmt. Zu wem gehöre ich? Zu wem gehören wir? Das Urteil entsteht immer daraus, wie wir auf diese Frage antworten und diese Antwort leben. Tatsächlich: Wenn du unterwegs bist, gehörst du dem Weg an, dem Weg, der Christus ist; wenn du deiner Bestimmung entgegengehst, gehörst du dem Weg an, der Christus ist. ...
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- Luigi Giussani Über das gemeinschaftliche Urteil 137 KBLuigi Giussani
Über das gemeinschaftliche Urteil