Giotto, Christi Geburt (Detail)

Können wir so leben?

Das Zusammensein mit den Kindern unserer Pfarrei ist oft eine Gelegenheit, die Schönheit der Begegnung mit Christus neu zu entdecken: ein Zeugnis aus Köln.
Davide Matteini*

Die Begegnung mit Jesus Christus verwandelt das Leben, auch das von Kindern! Diese Gewissheit wollen wir nicht nur anderen mitteilen, sondern mit den Menschen leben, die uns anvertraut sind. Zwei kleine Episoden aus der Arbeit in Köln verdeutlichen das.

Bei einer Freizeit mit den Kindern hatten wir uns ein anspruchsvolles Thema vorgenommen: die Heiligen. Wenn ich mit den Kindern spreche, fühlen sich die Jugendleiter, die mich begleiten, nur selten angesprochen. Mir kam die Idee, den Jugendlichen zu einem Teil die Vorbereitung der thematischen Momente anzuvertrauen. So würden sie sich selbst mit dem Leben der drei Heiligen auseinandersetzen, die wir ausgewählt hatten: Franz von Assisi, Mutter Teresa und Domenico Savio. Vor allem der Anfang war zäh. Einige der Jugendlichen hatten die Vorbereitung etwas zu leicht genommen. Sie zählten fast nur ziemlich trocken die Lebensdaten der Heiligen auf. Als wir am zweiten Abend den Tag Revue passieren ließen, lud ich die Jugendlichen ein, sich ganz persönlich von diesen Geschichten berühren zu lassen. Am nächsten Tag stand die Geschichte von Domenico Savio (1842-1857), dem Lieblingsschüler von Don Bosco, auf dem Programm. Die Jugendlichen erzählten einige Ereignisse aus seinem Leben: Die Ankunft eines neuen Gefährten, die Krankheit eines Freundes und andere einfache Begebenheiten. Dann fragten wir die Kinder: „Und, was hättet ihr in dieser Lage gemacht?“ Das war deshalb interessant, weil Domenico damals so alt war wie die Kinder hier, sodass sie sich einfach in diese Geschichten hinein versetzen konnten. Aber das Leben von Domenico übertraf unsere Vorstellungskraft. Zum Beispiel half er entschlossen seinen Schulkameraden und besuchte gerne sogar Cholerakranke. Das überraschte alle, und die spontane Reaktion war: „Das ist ja unmöglich! Wie konnte er so leben?“ Aber ich fragte die Kinder: „Ist es nicht viel schöner und interessanter so zu leben? Ist das auch für uns möglich? Und wie?“ Das war eine gewaltige Herausforderung.

Pater Davide Matteini

Die zweite Episode ereignete sich bei einem Adventswochenende im Pfarrheim von St. Cosmas und Damian. Am Nachmittag hatten die Kinder gespielt und Plätzchen gebacken. Es war eine kleine, aber sehr lebhafte Gruppe. Nach dem Abendessen brachen wir trotz der Kälte zu einer Nachtwanderung in das nahe gelegene Wäldchen auf. Unterwegs erzählten wir den Kindern eine Weihnachtsgeschichte. Gott wollte als ein Kind geboren werden, und die Schöpfung wollte durch besondere Geschenke für das Jesuskind an der Weihnachtsfreude teilhaben. Der Himmel schenkte ihm einen Stern; die Erde eine Grotte; die Felder das Stroh; die Wolken das Wasser; und schließlich die Menschen eine Mutter und einen Vater, Maria und Josef. Als das Jesuskind geboren war, waren alle mit ihren Gaben zur Stelle. Ich fragte die Kinder: „Und wir? Wir stehen auch vor dem Jesuskind. Was können wir ihm schenken?“ Während die Kinder darüber nachdachten, gingen wir zusammen in die Kirche, zur Krippe neben dem Altar. Jede Woche ändern sich hier die Szenen, bis zuletzt die Geburt Jesu dargestellt wird. Damals war gerade die Verkündigung des Engels an Maria zu sehen. Ich erklärte die Szene. Plötzlich hob ein Mädchen die Hand. „Ich weiß, was wir Jesus schenken können“, sagte sie, „unser Ja ist so wie das Ja von Maria!“ Vollkommen verblüfft antwortete ich: „Wunderschön, das stimmt genau!“ Ich ließ nicht locker: „Und was hat Jesus uns geschenkt? Eigentlich ist er doch ganz arm in einem Stall zur Welt gekommen.“ Es kamen verschiedene Antworten: „Den Frieden!“, „Die Liebe!“ Ganz unerwartet sagte ein Mädchen: „Sich selbst!“ Ich war sprachlos. Ab und zu sind die Antworten der Kinder einfach genial: Wenige einfache Worte, und sie drücken die ganze Bedeutung von Weihnachten aus.

*Pater Davide Matteini gehört zur Priesterbruderschaft des Hl. Karl Borromäus