Benedikt XVI. „Skandal des Missbrauchs: wo soll ein neuer Aufbruch in der Kirche gesucht werden?“
Im Corriere della Sera erschien der Text vom Papst Emeritus über die Ereignisse, die zu einer "Krise des Glaubens und der Kirche führten, die weltweit zu spüren war". Notizen, die eine „Hilfe in dieser schweren Stunde“ anbieten.Vom 21. – 24. Februar 2019 hatten sich auf Einladung von Papst Franziskus im Vatikan die Vorsitzenden aller Bischofskonferenzen der Welt versammelt, um über die Krise des Glaubens und der Kirche zu beraten, die weltweit durch erschütternde Informationen über den von Klerikern verübten Mißbrauch an Minderjährigen zu spüren war. Der Umfang und das Gewicht der Nachrichten über derlei Vorgänge haben Priester und Laien zutiefst erschüttert und für nicht wenige den Glauben der Kirche als solchen in Frage gestellt. Hier mußte ein starkes Zeichen gesetzt und ein neuer Aufbruch gesucht werden, um Kirche wieder wirklich als Licht unter den Völkern und als helfende Kraft gegenüber den zerstörerischen Mächten glaubhaft zu machen.
Da ich selbst zum Zeitpunkt des öffentlichen Ausbruchs der Krise und während ihres Anwachsens an verantwortlicher Stelle als Hirte in der Kirche gewirkt habe, mußte ich mir – auch wenn ich jetzt als Emeritus nicht mehr direkt Verantwortung trage – die Frage stellen, was ich aus der Rückschau heraus zu einem neuen Aufbruch beitragen könne. So habe ich in der Zeit von der Ankündigung an bis hin zum Zeitpunkt des Zusammentreffens der Vorsitzenden der Bischofskonferenzen Notizen zusammengestellt, mit denen ich den ein oder anderen Hinweis zur Hilfe in dieser schweren Stunde beitragen kann. Nach Kontakten mit Staatssekretär Kardinal Parolin und dem Heiligen Vater selbst scheint es mir richtig, den so entstandenen Text im «Klerusblatt» zu veröffentlichen.
Meine Arbeit ist in drei Teile gegliedert. In einem ersten Punkt versuche ich ganz kurz, den allgemeinen gesellschaftlichen Kontext der Frage darzustellen, ohne den das Problem nicht verständlich ist. Ich versuche zu zeigen, daß in den 60er Jahren ein ungeheuerlicher Vorgang geschehen ist, wie es ihn in dieser Größenordnung in der Ge-schichte wohl kaum je gegeben hat. Man kann sagen, daß in den 20 Jahren von 1960 – 1980 die bisher geltenden Maßstäbe in Fragen Se-xualität vollkommen weggebrochen sind und eine Normlosigkeit entstanden ist, die man inzwischen abzufangen sich gemüht hat.
In einem zweiten Punkt versuche ich, Auswirkungen dieser Situation in der Priesterausbildung und im Leben der Priester anzudeuten.
Schließlich möchte ich in einem dritten Teil einige Perspektiven für eine rechte Antwort von seiten der Kirche entwickeln.
Der vollständige Artikel ist im Corriere della Sera zu lesen.