Enzo Piccinini

SELIGSPRECHUNGSVERFAHREN FÜR ENZO PICCININI ERÖFFNET

„Er war von Christus erobert und war selbst ein Eroberer.“ Das sagte Bischof Massimo Camisasca über Enzo Piccinini bei der heiligen Messe zu dessen 20. Todestag. Und Julián Carrón erklärte: „Er war eine der schönsten Früchte am Baum von Don Giussani.“
Luca Fiore

Der Erzbischof von Modena-Nonantola, Erio Castellucci, hat den Antrag auf Eröffnung des Seligsprechungsverfahrens für Enzo Piccinini angenommen. Das wurde bei der heiligen Messe zu seinem 20. Todestag bekanntgegeben. Enzo Piccinini, geboren 1951 in Scandiano in der Nähe von Reggio Emilia (Italien), war ein renommierter Chirurg und Vater von vier Kindern. Anfang der Siebziger Jahre lernte er Don Giussani kennen und wurde zu einem seiner engsten Freunde und Mitarbeiter. 1979 gründete er mit Freunden die katholische Privatschule „La Carovana“ in Modena. Ab 1980 war er Dozent an der Universität von Bologna. Am 26. Mai 1999 kam er durch einen Verkehrsunfall ums Leben. Schon zu Lebzeiten wurde er so geschätzt, dass zu seiner Beerdigung mehr als 7000 Menschen kamen.

Auch zu seinem Jahrgedächtnis am vergangenen Sonntag füllten Tausende Menschen die Kathedrale von Modena. (Der Gottesdienst wurde auch in die Kirche Sant’Agostino übertragen.) Bei der Eröffnung zitierte Erzbischof Castellucci einen Satz von Piccinini aus dem Jahr 1998: „Der Geschmack am Leben ist nicht demjenigen verwehrt, der Fehler macht, sondern dem, der keinen Sinn für das Unendliche hat, für die Bestimmung, die alle Dinge schafft, für das gegenwärtige Geheimnis.“ Darin komme, so meinte der Erzbischof, „seine tiefe Menschlichkeit zum Ausdruck, seine Leidenschaft für das Leben, für seine Familie, seine Arbeit, seine Freunde, seine leidenschaftliche Zugehörigkeit zur Kirche und sein tiefer Glaube an Christus.“

Auch Don Massimo Camisasca, der Bischof von Reggio Emilia-Guastalla, und Don Julián Carrón, Präsident der Fraternität von Comunione e Liberazione, zelebrierten das Jahrgedächtnis mit. Ein feierlicher Moment, wie Bischof Camisasca in seiner Predigt sagte. Noch feierlicher wurde er durch die Live-Aufführung von Mozarts Krönungsmesse, einem Werk, das Don Giussani besonders liebte und den Mitgliedern von CL immer wieder nahebrachte. Massimo Vincenzi, der Präsident der Piccinini-Stiftung, teilte die Eröffnung des Seligsprechungsverfahrens mit und bat den Herrn, „dass er unseren Glauben stärken und uns zu aktiven Zeugen seines Evangeliums machen möge“.

Von links: Bischof Camisasca, Erzbischof Castellucci und Don Julián Carrón (Foto: Carlo Zoppelli)

Massimo Camisasca erzählte, dass Don Giussani ihn kurz nach seiner Priesterweihe gebeten habe, Piccinini zu begleiten. Die äußeren Umstände hätten das damals nicht ermöglicht, aber nach seiner Ernennung zum Bischof von Reggio Emilia habe er wenigstens den Kontakt zu dessen Familie vertiefen können. „Enzo war von Gott ‚gepackt‘. Leute, die ihn näher kennenlernten, merkten gleich, dass in ihm etwas präsent war, das größer war als er selbst. Ein Ereignis war in sein Leben getreten durch Don Giussani.“ Die Begegnung mit der christlichen Gemeinschaft, so erklärte Camisasca, habe ihn völlig verändert, nicht weil sie seine Persönlichkeit verändert habe, sondern weil „sie die Horizonte, auf die er sein leidenschaftliches, energisches, unbezwingbares Temperament ausrichtete, dauerhaft verändert habe“. Christus hatte ihn überwältigt, und „er beschloss, sich dieser ‚Bemächtigung‘ nicht zu entziehen, weil sie ihn befreite“. „Mir schien Enzos Leben“, sagte Camisasca, „beinahe unmöglich, wie zwei, drei, vier Leben gleichzeitig, mit einer brennenden Intensität, die mich fast erschreckte. Er war von Christus überwältigt und wurde zum Eroberer. Wer auf die eine oder andere Weise in Christus eintaucht, wird immer zum Urheber eines Volkes. Enzo brachte ein Volk im Volk der Kirche hervor. So erweiterte er deren Umfang und schenke ihr neue Kinder, die wiederum nicht dazu gerufen waren, einfach eine Tradition zu wiederholen, sondern das Geschenk, das sie erhalten hatten, immer neu und immer tiefer zu entdecken.“

Lesen Sie auch das Zeugnis von Enzo Piccinini bei den Exerzitien des CLU in Rimini 1998.

Camisasca beendete seine Predigt mit einem Bild, das er bereits am Tag nach Piccininis Tod bei den Seminaristen der Fraternità San Carlo verwendet hatte: „Gott handelt manchmal wie der Trainer einer Fußballmannschaft, die den besten Spieler kurz vor Schluss vom Feld nimmt, damit er den Beifall des ganzen Stadions genießen kann. Der Herr wollte in seinem unergründlichen Plan, dass Enzo, dadurch, dass er ihn uns vorzeitig genommen hat, für uns zu einem Beispiel, einem Zeichen wird, das wirklich wahrgenommen wird. Heute Abend leuchten sein Leben und sein Zeugnis noch stärker als damals.“



Sowohl in den Worten des Bischofs von Reggio Emilia als auch im Grußwort von Don Julián Carrón am Ende der Messe kam etwas zum Ausdruck, was auch Don Giussani über Piccinini gesagt hatte: „Enzo war ein Mann, der aufgrund der Intuition, die er vor dreißig Jahren in einem Gespräch mit mir hatte, sein Ja zu Christus mit erstaunlicher Hingabe gesprochen hat, in einer intelligenten und ganzheitlichen Perspektive. Sein Leben war ganz auf Christus und seine Kirche ausgerichtet. Am meisten beeindruckt mich, dass seine Zugehörigkeit zu Christus so allumfassend war, dass es für ihn keinen Tag mehr gab, an dem er nicht die Verherrlichung Christi im Menschen suchte.“ Carrón zitierte das Matthäusevangelium: „An der Frucht erkennt man den Baum“, und fügte hinzu: „Das Leben von Enzo Piccinini ist eine der schönsten Früchte an dem Baum, den der Glaube von Don Giussani im Leben der Kirche hat wachsen lassen.“ „Dass er das allem anderen vorgezogen hat, war – wie das Ja des heiligen Petrus zu Jesus – das Geheimnis eines früchtetragenden Lebens, das ganz auf der Gewissheit beruhte, dass Christus dem Sturm der Zeit standhält und sogar dem Tod trotzt. Deswegen sind wir hier, staunend und dankbar für den übergroßen Reichtum, mit dem das Sein selbst die Menschlichkeit von Enzo ergriffen hat.“ Carrón schloss mit einem Zitat von Enzo Piccinini: „Wir Christen sind mutig und lassen uns nicht unterkriegen, weil uns alles geschenkt worden ist. Es hätte ja auch gar nichts zu geben brauchen. Wovor haben wir denn Angst? […] Wenn man sich Christi sicher ist, dann ist es ganz einfach: Wenn man glaubt, wird man das Hundertfache erhalten. Das ist die Herausforderung.“

Bei der Feier in der „Carovana“ (Foto: Andrea Fardin)

Der Tag endete mit einem Fest in der Schule „La Carovana“, die Piccinini mitgegründet hat. Außer Enzos Familie sind Leute aus ganz Italien gekommen, Freunde aus seiner Schul- und Studienzeit, solche, die ihn in der Jugend kennengelernt hatten, Freunde aus den verschiedenen Gemeinschaften von CL, die er regelmäßig besuchte. Aber auch solche, die ihn gar nicht persönlich kannten, sondern ihn durch seine Schriften kennengelernt haben oder durch Menschen, die die Freundschaft mit ihm verändert hatte. Es wurde gemeinsam gegessen, gesungen und auch gelacht. Und am Schluss blieb noch Zeit für eine kurze Ansprache von Carrón: „Was wir mit Enzo erlebt haben, ist eine Verheißung für alle. Wir haben in ihm einen Menschen, der immer noch unter uns ist. Und wir alle würden gerne mit solcher Intensität leben wie er. Das wünsche ich euch und mir: dass wir auf seinen Spuren weitergehen können.“