Die Geburtskirche in Bethlehem ist heute zum ersten Mal seit Jahrhunderten wieder in ihrer ursprünglichen Schönheit sichtbar. Eine beispiellose Restaurierung hat dies in den letzten sieben Jahren ermöglicht. Ein entscheidender Ort ist wieder erstanden für die Gläubigen in aller Welt und die Pilger unserer Zeit, die in die Fußstapfen jener treten, die in zwei Jahrtausenden an die Geburtsstätte Jesu Christi gekommen sind, um ihn anzubeten.

Die überraschenden Entdeckungen archäologischer Grabungen und komplexer Restaurierungsarbeiten wurden in einer Ausstellung beim Meeting Rimini 2020 gezeigt. Sie erzählen die Glaubensgeschichte von der Zeit der ersten Christen, die vor einer einfachen Grotte beteten, über das Zeitalter der byzantinischen Kaiser, die eine der prächtigsten Basiliken der Antike errichteten, und der herrlichen Ausgestaltung durch die Ritter des Kreuzritterreiches Jerusalem, bis in unsere Tage. Sie zeigen auch die lange Zeit der Vernachlässigung und des Verfalls der Basilika, die den Bestand des antiken Bauwerkes ernsthaft gefährdete. Der Initiative des Palästinensischen Präsidialkomitees für die Restaurierung der Geburtskirche und der internationalen Gemeinschaft ist es zu verdanken, dass beträchtliche finanzielle und fachliche Ressourcen für das Restaurierungsvorhaben bereitgestellt wurden, das im Einklang mit den Anliegen der griechisch-orthodoxen, der franziskanischen und der armenischen Religionsgemeinschaft steht.



Bethlehem Reborn führt uns durch die Entwicklungsgeschichte der gesamten Basilika vom System der Grotten bis zum Dach, von der Antike bis zur Gegenwart. Über gesellschaftspolitische und kunsthistorische Aspekte hinaus offenbaren uns dabei die Stimmen und Berichte von Pilgern das Ziel ihrer Pilgerschaft. Sie lassen uns teilhaben an den Ritualen, Gebeten und Reisen der Gläubigen, die die Basilika im Laufe der Jahrhunderte besucht haben. Wir sind eingeladen, diese Geschichte fortzusetzen und in die Geburtskirche - virtuell - einzutreten. Die Wunderwerke der Geburtskirche wollen von uns entdeckt werden, vielleicht im Vorgriff auf eine spätere Reise nach Bethlehem und Palästina.

Bethlehem Reborn wurde von der Botschaft des Staates Palästina beim Heiligen Stuhl initiiert und voll unterstützt, denn die Geburtskirche ist ein Ort, der der Welt und den christlichen Gemeinschaften von Bethlehem und Palästina, dem Heiligen Land, zurückgegeben wurde. Die Ausstellung möchte diesen Ort in der Welt bekannt machen. Sie vermittelt eine Erfahrung des Kenntnisgewinns und der Spiritualität, der Erneuerung und des Frieden sowie einen Strom von Gefühlen, der dem Strom der Pilger ähnelt, die jeden Tag aus der ganzen Welt kommen, um durch die kleine Tür der Demut einzutreten und sich in Ehrfurcht vor der göttlichen Gegenwart inmitten der Schönheit der Basilika zu verneigen.
In fünf Themenbereichen führt die Ausstellung durch die Restaurierungsarbeiten und lässt dabei die facettenreiche und faszinierende Geschichte des ältesten Monuments der Christenheit aufscheinen.



1. Der Ort des Sterns - Von der Grotte zur Basilika
Der erste Abschnitt ist der Basilika aus der Konstantinischen Ära und der Geburtsgrotte gewidmet. Die Erzählung von der Entstehung der ersten Kirche - erbaut über dem Geburtsort Jesu - beginnt mit den archäologischen Ausgrabungen und der Restaurierung der Bodenmosaiken. Die Restaurierungsarbeiten brachten breitere Segmente der Mosaiken in ihrer ganzen Pracht ans Licht, während die archäologischen Ausgrabungen einen reicheren Einblick in die Umstände des Baus der Kirche zu Beginn des vierten Jahrhunderts gaben.

2. Der Glanz des Himmels - Justinians Basilika
Der zweite Teil zeigt das prächtige Gebäude mit drei Apsiden, das am Ende des sechsten Jahrhunderts von Kaiser Justinian errichtet wurde und bis heute mehr oder weniger unverändert erhalten ist. Eine der archäologischen Entdeckungen verweist auf ein regelrechtes "Ritual des Lichts": In einer Ecke zwischen der abgerissenen Fassade und dem neuen Säulengang wurden feine Glaslaternen entdeckt, die die alte Basilika beleuchteten. Zu den weiteren Funden gehören die prächtigen Farben des Freskos aus der Konstantinischen Ära und das Taufbecken mit einem fein modellierten Kapitell, das als zusätzliches Taufbecken verwendet wurde.

„Dieser heiligste Ort ist so voller Andacht, dass die menschliche Sprache ihn nicht zu beschreiben vermag. Wenn der christliche Glaube vergehen würde, würde er in dieser Kapelle und heiligsten Herberge wieder aufleben." (Francis Surian, 1524)

3. Eine Festung des Lichts - Die Veränderungen in der Zeit der Kreuzzüge im 12. Jahrhundert
Der dritte Abschnitt führt die Besucher durch die Umgestaltung der Basilika während der Kreuzzüge. Zu den bedeutendsten Veränderungen gehören der Bau der Festung, um neue Pilgerscharen aus dem Westen aufzunehmen, die Ausschmückung der meisten Säulen des Kirchenschiffs und die vollständige Neugestaltung der Mosaiken, die die oberen Wände der Basilika mit ihren Gold-, Perlmutt- und Glaselementen erstrahlen lassen. Obwohl von den vermuteten 2.000 Quadratmetern des ursprünglichen Wandmosaiks nur 130 Quadratmeter erhalten sind, reicht ihre Schönheit aus, um die tiefe Verehrung zu zeigen, die dieser Basilika im Mittelalter von den Menschen der wohlhabenden Stadt Bethlehem entgegengebracht wurde.

4. Die dunklen Jahrhunderte - Der Untergang der Basilika
Der vierte Abschnitt befasst sich mit der langen Phase des Niedergangs, die im neunten Jahrhundert begann und die Pracht der Geburtskirche überschattete. Die Chroniken der Pilger erzählen, wie die Marmorverkleidung entfernt wurde, die Wandmosaike zu bröckeln begannen und der Zustand des Daches prekär geworden war. Diese kritische Situation spiegelte die religiösen Spannungen wider, die 1852 zur Schaffung des Status Quo führten: ein vom Sultan von Konstantinopel erlassenes Dekret, das die Modalitäten, Rituale und Rechtssprechungen der drei religiösen Gemeinschaften regelte, die seither die Kirche als Teil dieses Dekrets verwalten - die Franziskaner sowie die Griechisch-orthodoxe und die Armenische Kirche.

5. Die Wiedergeburt der Basilika - Die Restaurierung der Geburtskirche von 2013 bis 2020
Der fünfte Abschnitt ist der Wiedergeburt der Basilika gewidmet. Sie war möglich dank der komplexen Restaurierungsarbeiten, die 2013 von dem italienischen Unternehmen Piacenti SpA im Auftrag des Palästinensischen Präsidialkomitees für die Restaurierung der Geburtskirche begonnen wurden. Piacentis langjährige Erfahrung, verbunden mit profundem Wissen und Spiritualität hat das Konzept der Restaurierung verändert, ebenso wie die jahrtausendealte Geschichte der Pilgerschaft das Schicksal Bethlehems und Palästinas verändert hat und weiterhin verändern wird. Als Stadt der Geburt Jesu Christi ist Bethlehem eine der einzigartigen Weltkulturerbestätten und ein Anziehungspunkt für Millionen von Pilgern, Touristen und Besuchern. Trotz aller Schwierigkeiten wegen der Corona-Pandemie fand die erste Multimedia-Ausstellung Bethlehem Reborn vom 18. bis 23. August 2020 im Kongresspalast in Rimini (Italien) statt. Mehr als 5.000 Menschen besuchten den 250 Quadratmeter großen Raum mit 32 großen Tafeln, 5 Videos und einem Dokumentarfilm. Mehr als 25.000 Menschen nahmen an dem virtuellen Rundgang teil.

"Jedes Mal, wenn man hier eintritt, erneuert sich der ganze Mensch im Geist, man spürt neue Freude und geistigen Trost, die Erholung von aller Mühe, Sieg über die Versuchung, Befreiung von der Angst, Gewissheit über die eigene Erlösung und einen Vorgeschmack auf das Paradies mit sich bringen.“ (Francis Surian, 1524)
(Der Text basiert auf dem Artikel „Exhibition of the Month - Bethlehem Reborn“ auf www.thisweekinpalestine.com, aufgerufen am 05.12.2020)

Ein Video mit der Kuratorin der Ausstellung, der Kunsthistorikerin Mariella Carlotti, finden Sie hier.

Ein Video des Filmproduzenten Tommaso Santi über die Restaurierung finden sie hier.

Die Ausstellung ist hier zugänglich. Die Texte der Tafeln werden in den Sektionen nach Anklicken der im Bild sichtbaren Flaggen in englischer bzw. spanischer Sprache eingeblendet. Für die Videos sind z.T. englische und spanische Untertitel zuschaltbar.