Papst Franziskus (Massimiliano Migliorato/Catholic Press Photo)

„Lasst uns nach Galiläa zurückkehren, in das Galiläa der ersten Liebe“

Homilie von Papst Franziskus in der Osternacht. Petersdom, 8. April 2023
Papst Franziskus

Die Nacht neigt sich dem Ende zu und das erste Licht der Morgendämmerung erscheint, als die Frauen sich auf den Weg zum Grab Jesu machen. Unsicher und verloren kommen sie daher, mit schmerzerfülltem Herzen angesichts des Todes, der ihnen den Geliebten weggenommen hat. Doch als sie zu jenem Ort kommen und das leere Grab sehen, kehren sie um und schlagen einen anderen Weg ein; sie verlassen das Grab und laufen los, um den Jüngern einen neuen Weg zu verkünden: Jesus ist auferstanden und wartet in Galiläa auf sie. Diese Frauen erlebten Ostern als Pascha, als einen Übergang: Ihr trauriger Gang zum Grab geht über in einen freudigen Lauf zu den Jüngern, nicht nur, um ihnen zu sagen, dass der Herr auferstanden ist, sondern auch, dass es ein Ziel gibt, zu dem sie sich sogleich begeben sollen, nämlich Galiläa. Dort werden sie den Auferstandenen treffen. Die Wiedergeburt der Jünger, die Auferstehung ihrer Herzen erfolgt über Galiläa. Lasst uns ebenfalls diesen Weg der Jünger einschlagen, der vom Grab nach Galiläa führt.

Die Frauen, so heißt es im Evangelium, »kamen […], um nach dem Grab zu sehen« (Mt 28,1). Sie meinen, Jesus befände sich an diesem Ort des Todes und alles sei für immer vorbei. Manchmal passiert es auch uns, dass wir denken, die Freude der Begegnung mit Jesus gehöre der Vergangenheit an, während wir in der Gegenwart vor allem versiegelte Gräber erleben: jene unserer Enttäuschungen, unserer Bitterkeit, unseres Misstrauens, das Grab jener Haltung, die meint, „da ist nichts mehr zu machen“, „die Dinge werden sich nie ändern“, „besser, von Tag zu Tag zu leben“, weil „man nicht sicher sein kann, was morgen sein wird“. Auch wir haben schon den bitteren Geschmack der Müdigkeit verspürt und erfahren, wie die Freude in unserem Herzen erloschen ist, wenn wir vom Schmerz gepeinigt, von Trauer bedrückt, von Sünde gedemütigt und angesichts von Misserfolgen verbittert waren oder von Sorgen geplagt wurden....

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