Das Flugblatt von CL. Im Hintergrund die schwerbeschädigte Kirche in Gaza (©Lateinischer Patriarchat in Jerusalem)

Die Hoffnung auf Frieden

Die Lage im Heiligen Land, aber auch in Osteuropa und an vielen anderen Orten der Welt, ist von Kriegen und Verfolgungen geprägt. Ein Flugblatt von CL greift die Frage des Papstes auf: „Was können wir als Christen noch tun um Friedensstifter zu sein?"

INAKZEPTABLE GEWALT

Was im Heiligen Land geschieht, erfüllt das Herz mit Schmerz und Trauer um das palästinensische Volk, das Opfer eines regelrechten Massakers, einer „inakzeptablen Gewalt“ wird (CEI, 24. September 2025); um die Geiseln, die sich noch immer in den Händen der Terroristen der Hamas befinden, und um alle, die in die Auseinandersetzungen verwickelt sind. Darüber hinaus erreichen uns immer alarmierendere Nachrichten aus den Nachbarländern Russlands, insbesondere aus der leidgeprüften Ukraine, und aus vielen anderen Teilen der Welt, die von Kriegen und Verfolgung gezeichnet sind.
Wie Papst Leo XIV. betonte, erleben wir, „wie sich das Gesetz des Stärkeren durchsetzt, mit dem man die eigenen Interessen legitimiert. Es stimmt trostlos, zu sehen, dass die Kraft des Völkerrechts und des humanitären Rechts nicht mehr verpflichtend zu sein scheint und ersetzt wird durch das vermeintliche Recht, andere mit Gewalt zu zwingen.“ Dies wirft dringende Fragen auf: „Wie kann man nach einer jahrhundertelangen Geschichte glauben, dass Kriegshandlungen zum Frieden führen und sich nicht gegen den wenden, der sie begangen hat? […] Wie kann man weiter die Sehnsucht der Völker nach Frieden mit falscher Aufrüstungspropaganda betrügen, in der vergeblichen Illusion, dass Dominanz Probleme löst, statt Hass oder Rache zu verursachen?“ (26. Juni 2025)*
Heute scheint man für jeden Appell unempfänglich zu sein. Umso mehr muss jede diplomatische Initiative unterstützt werden, um wieder Raum für Dialog, Verhandlungen und Begegnung zwischen den Parteien zu schaffen: Der Frieden ist jede Anstrengung wert.


„DIE KRÄFTE, DIE DIE GESCHICHTE BEWEGEN, SIND DIESELBEN, DIE DEN MENSCHEN GLÜCKLICH MACHEN“

Durch die Lage der Bevölkerung in Gaza wurde das Gewissen vieler Menschen verletzt, denn im Herzen eines jeden Menschen wohnt der Wunsch nach Gerechtigkeit und Frieden. Leider bleibt dieser positive Wunsch oft nur eine gute Absicht, die in den Perspektiven unklar und daher leicht instrumentalisierbar ist. Die Spannungen und schweren Unruhen, die verbreitet aufgetreten sind, zeigen einmal mehr, dass es ein offensichtlicher Widerspruch ist, mit Ideologie und Gewalt Frieden erlangen zu wollen.
Aber Frieden muss jeden Tag neu aufgebaut werden. Wir müssen von unten beginnen, d. h. indem wir ihn dort leben, wo wir sind, selbst im Krieg, damit der Friede durch Taten das soziale Gefüge durchtränkt und zur Kultur wird, selbst in den Beziehungen zwischen den Staaten. Don Giussani sagte: „Die Kräfte, die die Geschichte bewegen, sind dieselben, die den Menschen glücklich machen.“ Wie wir alle in unserem Alltag, in der Familie oder bei der Arbeit feststellen können, können wir nur in Frieden eine vollendete Erfahrung von Freiheit und wahrer Fruchtbarkeit machen; andernfalls werden selbst diese Orte erstickend und unwirtlich. Die Suche nach Frieden erfordert, dass wir einen größeren Horizont anerkennen, einen gemeinsamen Ursprung und eine gemeinsame Bestimmung. Davon sind wir alle abhängig. Diese Erkenntnis ist für alle möglich, aber wir müssen uns unermüdlich dazu erziehen


GEBET UND ZEUGNIS DER EINHEIT

Machen wir uns die Frage des Papstes zu eigen: „Was können wir als Christen noch tun, außer uns zu empören, die Stimme zu erheben und die Ärmel hochzukrempeln, um Frieden zu stiften und den Dialog zu fördern?“
Das Gebet ist die erste Antwort, die der Heilige Vater gibt. Er lädt uns ein, im Oktober jeden Tag den Rosenkranz für den Frieden zu beten und „bei jeder tragischen Nachricht und jedem Bild, das uns berührt, einen Schrei der Fürbitte vor Gott zu tragen“, der der Vater aller ist und uns somit zu Brüdern und Schwestern macht. Das Gebet bekehrt die Herzen und öffnet sie für die Hoffnung. Aus diesem Grund hat sich Comunione e Liberazione zusammen mit anderen Bewegungen und kirchlichen Gemeinschaften der Gebetsvigil des Papstes am 22. September angeschlossen und wird gemeinsam mit ihnen am Rosenkranzgebet teilnehmen, das der Papst am 11. Oktober auf dem Petersplatz leiten wird.
„Aber da ist noch mehr“, fügte Papst Leo hinzu: „Es gibt das Zeugnis. […] Blicken wir auf Jesus, der uns aufruft, die Wunden der Geschichte nur mit der Sanftmut seines glorreichen Kreuzes zu heilen, aus dem die Kraft zur Vergebung, die Hoffnung auf einen Neuanfang strömen.“ Als Christen möchten wir uns Christus angleichen, der, um den Hass der Welt zu überwinden, das vom Vater geforderte Opfer des Kreuzestodes angenommen hat.
In dieser Situation bewegt und tröstet uns in seiner Radikalität das Opfer der Ordensleute, die in Gaza leben: Trotz der Evakuierungsanordnung der israelischen Regierung haben sie beschlossen, dieses Land nicht zu verlassen. Für den Pfarrer von Gaza, die Ordensschwestern und die anderen Ordensleute, die im Gazastreifen bleiben, bedeutet dies, das Risiko in Kauf zu nehmen, dort zu sterben. Warum also bleiben? Um sich weiterhin um alle zu kümmern, die leiden und nicht in der Lage sind zu fliehen: So steht es in der gemeinsamen Erklärung des griechisch-orthodoxen und des lateinischen Patriarchats von Jerusalem (26. August 2025). Angesichts des Kreuzes drängt sich die Einheit der Kirche auf, ein Zeichen der Einheit für die Welt, einer Einheit, zu der alle Völker berufen sind.
Dies ist das vordringliche Zeugnis, mit dem auch wir in unseren Häusern und Städten jeden Tag zum Frieden beitragen können: Wir können dies tun, indem wir der Würde des Menschen und dem Gemeinwohl dienen, auch wenn dies bedeutet, unbequeme Worte zu sagen und gegen den Strom zu schwimmen. Vor allem dienen wir dem Frieden, indem wir die Gemeinschaft, die Einheit mit allen Christen, eine Einheit, die Christus hervorbringt, leben und damit bezeugen, dass eine Erfahrung der Eintracht und der Aufnahme trotz aller Grenzen und Unterschiede möglich ist. Dies bringt eine Neuheit mit sich, eine Hoffnung, die wir alle brauchen.

COMUNIONE E LIBERAZIONE


* Alle hier aufgeführten Zitate von Papst Leo XIV. stammen aus der Ansprache vom 26. Juni 2025.