Kardinal Meisner mit den Organisatoren des Rhein-Meetings

RHEIN-MEETING 2014: AM ROSENKRANZ DES KARDINALS

Kardinal Joachim Meisner, Schirmherr des Rhein-Meetings 2014
Gianluca Carlin, Köln

Anlässlich seiner Schirmherrschaft für das Rhein-Meeting in Köln zum Thema Europa: Identität oder Strategie hat Kardinal Joachim Meisner, der Erzbischof von Köln, mich und einige an der Vorbereitung Beteiligte zu einem Gespräch zu sich nach Hause eingeladen. Ein wenig überrascht schien der Kardinal zunächst, dass ich nicht mit weiteren Priestern aus meinem Haus erschien, sondern mit Leuten, die in der Arbeitswelt ihren Mann stehen oder als Mütter zuhause. Der Einstieg war ein lebhaftes „Gespräch“, das der Kardinal mit dem kleinen Pietro (10 Wochen alt) führte – mit offensichtlichem Vergnügen auf beiden Seiten. Wie er sich und sein Amt versteht, zeigte der Kardinal, indem er selbst um den Tisch ging und uns als seine Gäste bediente. Doch dann wollte er erst einmal etwas über die Inhalte und den Ablauf des Rhein-Meetings wissen. Mit Interesse studierte er das Programm und fand es sehr interessant. Er stellte auch hilfreiche Rückfragen und gab uns kleine Tipps. Deutlich sagte er in Bezug auf die Bewegung: „Es ist mein Wunsch und mein Wille, dass Sie hier in Köln Fuß fassen“. Wichtiger als der Ablauf des Meetings aber war ihm offenbar, mehr über einzelne aus unserer Gruppe zu erfahren. Und wie ein Vater (so haben es mehrere der Teilnehmer empfunden) teilte er uns seine Erfahrung mit. Er sprach ausführlich über sein Leben und die Erinnerung an seinen früh gefallenen Vater. Vor dem Verlassen des Hauses habe sich dieser immer bekreuzigt, vermutlich oft auch unbewusst. Doch diese Geste spiegelte seine ganze Haltung wieder, das Bewusstsein, durch wen und für wen man lebt. Diese Haltung habe ihm sein Vater dadurch vermittelt. Danach wollte Kardinal Meisner wissen, ob und wie in den Familien gebetet werde. Wie wichtig dies sei, veranschaulichte er durch ein Beispiel, das er kürzlich in einer Lesung des Schriftstellers Hanns-Josef Ortheil gehört hatte: Dessen Mutter sei mutistisch gewesen, aber in der Kirche hätten sich ihre Lippen zum Gebet bewegt. Die Kirche sei vielleicht der einzige Ort gewesen, wo sie ihr Leid (den Tod von vier Söhnen) jemandem anvertrauen konnte. „Das Gebet, die Bitte geht immer“, meinte der Kardinal. Es sei auch für ihn das, woran er sich immer halten könne. Im Gebet könne er die Nöte und Fragen, die an ihn herangetragen würden, jemand Größerem anvertrauen. So auch den Schmerz einer Dame, die ihm auf der Domplatte von ihrer schwerstkranken Tochter berichtete. Er habe ihr den Rosenkranz hingehalten und gesagt, er werde sie und ihre Tochter dort mit „dranhängen“ und sie Christus und der Muttergottes anvertrauen. Nach über einer Stunde Gespräch erinnerte der Sekretär den Erzbischof an den nächsten Termin. Aber er ließ es sich nicht nehmen, uns und vor allem die Kinder noch zu segnen. Neben dem freudigen Staunen über diese persönliche und überhaupt nicht formelle Begegnung ging wohl jeder von uns mit eigenen Eindrücken heim – sei es die Frage, ob auch die eigenen Kinder von ihrem Vater eine so wichtige Geste im Gedächtnis behalten, oder der Wunsch, selber mit am Rosenkranz des Kardinals zu „hängen“.