AUSSTELLUNG „BRÜCKENBAUER“ IN BRUCHSAL

Ein bewegender Moment für uns – und die ganze Stadt
Hubert Keßler

Etwa 600 Menschen versammelten sich am 4. Mai 2014 in der Stadtkirche Bruchsal zum Pontifikalamt mit dem neuen Weihbischof der Diözese Freiburg, Michael Gerber. 180 kamen anschließend zur Eröffnung der Ausstellung „Brückenbauer“ in das Vinzentiushaus. Die Ausstellung befasst sich mit dem Leben der beiden neuen Heiligen Johannes XXIII. und Johannes Paul II. Durch die Anwesenheit des Weihbischofs und in der Verbundenheit mit ihm war es für uns leicht, auf das Wesentliche zu schauen. Gerber ist ein echter Zeuge, sowohl in der Art, wie er auf die Menschen zugeht, als auch in seinen Worten. Es fällt ihm nicht schwer, an die „Ränder der Gesellschaft“ zu gehen und dort Zeugnis abzulegen. Mit uns versammelten sich um den Bischof viele Verantwortliche der Stadt Bruchsal: der Bürgermeister, der Schulpräsident, Mitglieder des Stadtrates, viele aus der Kirchengemeinde und Schüler, die später Führungen anbieten werden. Mir stellte sich die Frage: Was zieht in Bruchsal so viele Menschen an, wenn es um die Heiligsprechung von zwei Päpsten geht?

Eine Antwort darauf gab Gerber in seinem Vortrag, indem er von einer persönlichen Erfahrung sprach, die er mit vielen anderen teilt: „Er hat auf mich geschaut. Wir Menschen leben davon, dass wir angeschaut werden.“ Mit diesem „Blick“ gewann auch Johannes XXIII. die Herzen von Millionen von Menschen. Und mit dieser Aufmerksamkeit rettete er – wie der anwesende Europa-Abgeordnete Daniel Caspary berichtete – Tausenden Juden das Leben. Ähnliches gilt für Johannes Paul II. Weihbischof Gerber erinnerte an die Begeisterung von Millionen Jugendlichen bei den Weltjugendtagen und unterstrich die zutiefst gläubige Sicht der beiden Päpste auf die Ereignisse ihrer Zeit. Von ihrem Glauben und ihrem Blick auf die Menschen sind auch viele von uns geprägt worden. Eine Freundin sagte nachher: „Mir ist klar geworden, dass wir Teil einer großen Geschichte sind. Auch der Weihbischof hat mich durch seine Anwesenheit und die Wertschätzung, die er uns gezeigt hat, bestärkt, den Weg weiterzugehen.“

Wie selbstverständlich hatten viele Freunde zum Gelingen dieses Ereignisses beigetragen, sei es kulinarisch, durch Hilfe beim Aufbau, oder Mercedes mit ihrem wunderschönen Gesang. Nachher bekannte sie uns, zu diesem schönen Anlass sei es ihr nicht einmal schwergefallen, nach sechs Monaten Mutterschaftspause ihre Stimme wieder zu trainieren. Die Ausstellungseröffnung war auch Gelegenheit, Freunde und Bekannte wieder zu treffen, die unsere Arbeit seit Jahren begleiten. Eine von ihnen meinte: Die Kulturinitiative weist in unserer Stadt immer wieder auf wichtige religiöse und kulturelle Themen hin. Und durch die Zusammenarbeit gelingt es auch der Kirchengemeinde mehr, sich der ganzen Gesellschaft zu öffnen und ihre Botschaft zu vermitteln.

Was kann jeder von uns persönlich mitnehmen von dieser Ausstellung und den beiden nun heiliggesprochenen Päpsten? Auch dazu kann uns der Vortrag unseres neuen Weihbischofes vielleicht einen Hinweis liefern. Beide waren, so sagte er, zutiefst überzeugt: „Das, was ich tue, kann ich aufgrund der Gnade Gottes tun. Menschlichkeit bedeutet, demütig eigene Grenzen anzunehmen, um so auch die Grenzen anderer annehmen zu können.“