Don Pigi Bernareggi mit Don Giussani (1974)

Zum Tod von Don Pigi Bernareggi

„Immer ist er der demütigen Methode Gottes gefolgt. Wie viele Früchte hat doch seine Bereitschaft hervorgebracht, sich auf diese Methode einzulassen!“ Ein Nachruf des Präsidenten der Fraternität von CL, Don Julián Carrón.

„Das neue Ich entsteht aus der Erwählung durch Christus, die es in die vom Heiligen Geist hervorgebrachte menschliche Gemeinschaft, die Kirche, einfügt. Diese Erwählung hat immer eine konkrete geschichtliche Form.“ (L. Giussani / S. Alberto / J. Prades, Spuren christlicher Erfahrung in der Geschichte, EOS, Sankt Ottilien 2019, S. 110)

Liebe Freunde,
diese Worte, die wir vor kurzem im Seminar der Gemeinschaft gelesen haben, beschreiben sehr gut das Leben von Don Pigi Bernareggi. Er hat es ganz im Rahmen jener konkreten geschichtlichen Form gelebt hat, die das Charisma darstellt. Und es war in zweierlei Hinsicht von Treue geprägt: Zuallererst von der Treue Gottes, der ihn erwählt hat, um seinen Heilsplan zu verwirklichen, und ihn nie verlassen hat. Und dann von der Treue Pigis, der den Ruf des Geheimnisses erkannt und angenommen hat, der ihn 1954 in einem Klassenzimmer des Berchet-Gymnasiums in Mailand erreicht hatte durch die unverwechselbare Art von Don Giussani. Sein ganzes Leben lang erinnerte er sich an jenen „schönen Tag“: „Wie ein Wirbelsturm war er [Giussani] in unser Leben eingetreten. Wir konnten die nächste Unterrichtsstunde kaum erwarten.“ Warum? „Weil er uns zu einem neuen Gebrauch der Vernunft aufforderte: nicht mehr Schemata zu formulieren und Begriffe zu ordnen, sondern offen dafür zu sein, das Geheimnis des Seins zu entdecken, den letzten Sinn hinter unserer Erfahrung als Menschen aufleuchten zu sehen.“

Durch Don Giussani war das Christentum als ein gegenwärtiges Ereignis in sein Leben eingebrochen. „Was ich bei GS empfangen habe, war die Gewissheit, dass Christus in allem gegenwärtig ist, immer, koste es, was es wolle, selbst wenn die Welt unterginge. Die Gegenwart Christi in diesem Augenblick, der vergeht. Denn wenn er nicht in diesem flüchtigen Augenblick gegenwärtig wäre, dann wäre er überhaupt nicht da. Er würde zu einem theoretischen Schema, auf das man sich hin und wieder bezieht, einer Art geistlichem Rückzugsort. Die große Entdeckung, die meine Freunde und ich bei GS gemacht haben, war, dass die Substanz des Augenblicks in der Gegenwart Christi besteht. Wenn er nicht in diesem flüchtigen Augenblick ist, ist er gar nicht.“ Pigi erinnert uns daran, dass Christus etwas ist, das uns jetzt geschieht. Das ist sein größtes Vermächtnis.

Sein Wahlspruch als Priester war nicht zufällig: „Nichts Christus voranstellen“ (Cyprian von Karthago). Dieses Bewusstsein machte ihn zu einem wichtigen Zeugen für die Menschen in den Favelas von Belo Horizonte. Er ging niemals einen anderen Weg, nicht einmal, als er die dunklen Täler der Einsamkeit und der Krankheit durchschreiten musste. Immer ist er der demütigen Methode Gottes gefolgt. Wie viele Früchte hat doch seine Bereitschaft hervorgebracht, sich auf diese Methode einzulassen!

In einem Brief aus dem Jahr 1999 an Rosetta, die das Abenteuer in Brasilien bis zum Schluss mit Pigi teilte, nannte Don Giussani ihn „den größten Namen unter unseren Missionaren“. Aber Pigi war auch schon an den allerersten Anfängen der Bewegung beteiligt. Er verkörperte für mich das Ideal unserer Bewegung insofern, als er Christus heute wieder aufleben ließ, wie Petrus und Johannes ihn damals gesehen haben müssen.

Bitten wir darum, dass das Ideal, das Pigi verkörperte, unser Leben erfüllt, damit auch für jeden von uns das, was Petrus und Johannes, und Pigi mit ihnen, erlebten, immer mehr zur täglichen Erfahrung wird: „Ich bin gewiss: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges noch Gewalten, weder Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.“ (Röm 8,38)

Mit herzlichem Gruß,
euer

Don Julián Carrón

Mailand, 23. Januar 2021