Meeting 2021. Präsentation in Rom
Vom 20. bis 25. August findet in Rimini das 42. Meeting für die Freundschaft unter den Völkern statt. Bei einer Veranstaltung in Rom präsentierten Bernhard Scholz, Präsident der Meeting-Stiftung, und weitere Redner jetzt das Programm.„Zunächst einmal muss man ‚sein‘, danach wird auch klarer, was zu tun ist“, sagte einleitend Pietro Sebastiani, der italienische Botschafter beim Heiligen Stuhl, in dessen Räumen das Programm für das Meeting 2021 vorgestellt wurde. Im Mittelpunkt steht beim diesjährigen Treffen ein Satz von Kierkegaard, der so einfach wie folgenreich ist, wenn man ihn ernst nimmt: „Der Mut, ‚ich‘ zu sagen“. Nie war er so aktuell wie heute, in einer Welt, die von den sozialen Netzwerken geprägt ist und einem ständigen Hin und Her zwischen Verherrlichung des Ichs und Entfremdung.
Die Enzykliken Laudato si', Caritas in veritate und ähnliche Initiativen seien viel mehr als einfache „Handlungsanweisungen“, meinte Sebastiani, in einer Zeit wie der unseren, die von dramatischen Herausforderungen geprägt sei. Je schwieriger die Umstände würden, desto notwendiger sei es, sich die Offenheit für den Dialog zu bewahren und die Bereitschaft, sich überraschen zu lassen von dem, was geschieht, ergänzte Bernhard Scholz, Präsident der Fondazione Meeting per l’amicizia fra i popoli. Dann stellte er die weiteren Redner vor: Schwester Alessandra Smerilli, Untersekretärin im Dikasterium für den Dienst zugunsten der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen, Marco Sesana, Country Manager & CEO von Generali Italia, und Maria Cristina Messa, Ministerin für Universitäten und Forschung in der Regierung Draghi.
Über das Thema der Bewahrung der Schöpfung dürften wir einen anderen wichtigen Aspekt nicht vergessen, erklärte Schwester Alessandra in ihrem Vortrag, nämlich das zu pflegen, was uns anvertraut sei. Sie betonte die Notwendigkeit eines Wandels in der globalisierten Sichtweise, denn Wirtschaft und Nachhaltigkeit seien keine getrennten Bereiche. Alles hänge miteinander zusammen. Es stimme auch nicht immer, was Kate Raworth in ihrem Essay Die Donut-Ökonomie schreibt, dass das „Gute“ in einem Diagramm immer eine nach oben gerichtete Kurve oder eine nach rechts steigende Parabel sei. Manchmal sei das Gleichgewicht erfolgreicher. Diese Denkmuster hätten sehr großen Einfluss auf die Realwirtschaft, erklärte Schwester Alessandra, da sie die Entscheidungen von Unternehmen beeinflussten.
Das Gefühl von Sicherheit hat in einigen Fällen nach der Pandemie sogar zu-, statt abgenommen. Marco Sesana begann seinen Beitrag mit einem Paradox, oder besser gesagt mit einem Gedanken, der unseren Reflexen zuwiderläuft. Nach einem Sturm werde klarer, worauf man sich wirklich verlassen könne, meinte er, und was man tatsächlich verloren habe. Heute werde viel über künstliche Intelligenz gesprochen (und unter den Zuhörern war mit Pater Paolo Benanti auch einer der führenden Experten auf diesem Gebiet). Aber was wir jetzt bräuchten, so erklärte Sesana, sei vor allem viel natürliche Intelligenz, denn die raffinierteste Software sei die in unserem Kopf. Und sie sei auch als einzige in der Lage, echte und dauerhafte Veränderungen zu bewirken. Der jüngeren Generation gehe es nicht nur um die „Quantität“, sondern auch um die „Qualität“ ihrer Arbeit. Der eigenen Arbeit einen Sinn zu geben und „hohe Ziele“ durch sie zu verfolgen, werde als entscheidender Mehrwert gesehen.
Maria Cristina Messa sprach über die „Galaxie der Bildung“ und zunehmende Flexibilität bei der Gestaltung der individuellen Studiengänge. Dabei dürfe man allerdings die Bedeutung einer breiten allgemeinen Wissensbasis nicht unterschätzen, die eine solide Grundlage für spätere Spezialisierungen bieten könne. „Im Ausland werden unsere junge Leute gerade deshalb sehr geschätzt“, erklärte die Ministerin, „weil sie eine breite kulturelle Basis haben“, auf der die individuelle Kreativität aufbauen und sich weiterentwickeln könne. Doch das italienische Hochschulsystem habe auch zahlreiche Grenzen. Es sei schwierig für Studierende, auf eine akademische Karriere zu setzen, wenn oft mehr als zwanzig Jahre mit vergingen, in denen sie nur prekär beschäftigt seien, bevor sie eine Stelle fänden, die ein Minimum an Stabilität garantiere. Darüberhinaus verhindere die Fragmentierung der verschiedenen Wissensgebiete oft, dass sich die jungen Leute fächerübergreifende Fähigkeiten aneigneten, indem sie zum Beispiel Praktika in der „realen Arbeitswelt“ machten. In diesem Zusammenhang sei auch die Autonomie der Forschung ein zu schützender Wert, erklärte Messa weiter.
Untergangsprophezeiungen werden manchmal durch Fakten umgestoßen, die den düsteren Vorhersagen widersprechen. So sind beim Fundraising des Meetings beispielsweise, wie Bernhard Scholz berichtete, die privaten Spenden während der Pandemie nicht zurückgegangen, sondern sogar deutlich gestiegen. Im Bezug auf den interreligiösen Dialog, sagte Scholz, sei es auffällig, wie schnell die Enzyklika Fratelli tutti von dem muslimischen Verlag Medina übersetzt worden sei. Beim Meeting in Rimini wird der Dialog zwischen den großen monotheistischen Religionen wieder eine große Rolle spielen, wobei dieses Jahr der Mittelmeerraum als Begegnungsort der Kulturen im Mittelpunkt steht. Die Bürgermeister der Städte Beirut, Florenz und Tunis zum Beispiel werden gemeinsam an einer Podiumsdiskussion teilnehmen. Bei den Ausstellungen werden insbesondere zwei Schriftsteller vorgestellt, die einen Gegenpol zur heutigen Gleichmacherei darstellen: Pasolini, der sehr hellsichtig die Kräfte beschrieben hat, die in der Wirtschaft unserer Tage am Werk sind und die Einzigartigkeit jedes Menschen bedrohen, und Tolkien, der in seinen Erzählungen wunderbar die Vielschichtigkeit der Schöpfung dargestellt hat, wie ein riesiges Mosaik, bei dem jeder Stein notwendig ist und zur Schönheit und Harmonie des Ganzen beiträgt.
Das diesjährige Meeting können nicht nur wieder mehr Teilnehmer in Rimini miterleben, sondern man kann auch einzelne Veranstaltungen im Livestream verfolgen, teilweise auch mit deutscher Simultan-Übersetzung. Außerdem werden die meisten Veranstaltungen anschließend auf dem Youtube-Kanal des Meetings zur Verfügung stehen (ebenfalls mit Übersetzung in verschiedene Sprachen).